Hipster, Nerd, Normalo Was die Kleidung übers Studienfach verrät

Hannover · Jurastudenten tragen Polohemden mit hochgeklapptem Kragen, Maschinenbauer Karohemden, und angehende Architekten sind stets gut gestylt. Ob die gängigen Vorurteile stimmen, soll ein Rundgang an der Uni Hannover klären.

Über den Kleidungsstil von Studenten halten sich hartnäckig Vorurteile. An manchen scheint tatsächlich etwas dran zu sein, wie Beobachtungen an der Leibniz-Universität Hannover zeigen. Genauso oft aber führen die Outfits auch auf eine falsche Fährte.

Blonder Pferdeschwanz, Stiefel über der Hose, Perlenohrringe, Barbour-Jacke und teure Tasche — Jule Iburg sieht exakt so aus, wie man sich die klassische Jura-Studentin vorstellt. Dass sie damit einem Klischee entspricht, stört die 21-Jährige nicht: "Ich trage das, weil es mir gefällt, und nicht, weil ich zu einer Gruppierung gehören will", sagt die angehende Juristin. Als Gegenbeispiel kann Kommilitone Jewgeni Barstein (26) mit seinen langen Haaren und Outdoor-Jacke gelten.

Über Maschinenbauer und andere Ingenieurwissenschaftler heißt es, sie würden sich gern langweilig und spießig anziehen, doch die Karohemden-Dichte an der Fakultät für Maschinenbau ist eher gering. Lukas Tatzig (28) könnte mit seinem schicken Hemd, das in der passenden Hose steckt, auch als BWLer durchgehen. Der wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen ist überzeugt, dass auch Maschinenbauer besser gekleidet herumlaufen — die meisten zumindest: "Es gibt aber schon ein paar Jungs, die immer noch zum Karohemd greifen."

Die Kreativen und ihre Klamotten

Künstler und Designer machen sich angeblich über ihr eigenes Erscheinungsbild mindestens genauso viele Gedanken wie über die Ästhetik der Dinge, die sie entwerfen. Und tatsächlich sind modische Jutebeutel und Hornbrillen in Hannover aus der Fakultät für Architektur nicht wegzudenken. Die meisten Studenten wirken gestylt. Soonsik Yoo dagegen mag es bequem. Mit seinem Kapuzenpullover und den Turnschuhen könnte er auch locker als Sportstudent durchgehen.

Wer eine soziale Ader hat, dem wird in der Regel Modebewusstsein abgesprochen. Stattdessen fordert das Klischee lange Haare bei Männern und Frauen, gerne geflochten oder als Rastamähne getragen, weite, schlabbrige Klamotten sowie Sandalen. Annika Echtermann allerdings sieht mit ihrer großen Goldkette, der engen Hose und der schwarzen Edel-Bomberjacke ganz anders aus. Mode sei ihr wichtig, sagt die 18-Jährige. Dass manche "Ökos" unter ihren Mitstudenten möglicherweise Vorurteile wegen ihrer Outfits haben könnten, erwartet sie fast. "Wenn sie meine Art mögen, ist es ihnen aber auch egal, wenn meine Hose etwas enger ist", sagt sie.

(dpa)
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