Düsseldorf Welche Perspektive bietet mein Studium?

Düsseldorf · Absolventen in den Mint-Fächern sind besonders gefragt. Schlechte Karten haben dagegen Geisteswissenschaftler. Unternehmen kommt es nicht nur auf gute Noten, sondern besonders auf die Persönlichkeit von Bewerbern an.

Die Wahl des passenden Studiengangs ist die große Crux. Was interessiert einen und bietet gleichzeitig gute Jobperspektiven nach dem Studium?

Die Mischung macht's, sagt Experte Holger Schäfer vom Institut der Deutschen Wirtschaft Köln. Er rät, in erster Linie auf die persönlichen Interessen zu hören. "Man ist im Beruf nur dann erfolgreich, wenn das Berufsfeld auch der persönlichen Neigung entspricht", sagt Schäfer. Den Studiengang einzig nach der Perspektive auszuwählen, sei der falsche Weg. Dennoch müsse die Perspektive unbedingt mit in die Überlegung einbezogen werden, um sich nicht die Zukunft zu verbauen.

Nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes gab es im Wintersemester 2013/14 insgesamt 2 613 168 Studierende in Deutschland. Mehr als ein Viertel davon war an einer Hochschule in Nordrhein-Westfalen eingeschrieben. Im Wintersemester 2012/13 strebten bei knapp 2,5 Millionen Studenten 1 405 425 Studenten einen Bachelorabschluss an, 320 217 arbeiteten auf einen Abschluss in einem Masterstudiengang hin.

Die Jobaussichten sind laut dem Arbeitsmarktexperten besonders in den sogenannten Mint-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) "hervorragend", den schwierigen Biologie-Arbeitsmarkt ausgenommen. Die Perspektiven in Fächern wie Betriebswirtschaftslehre und Jura seien "etwas schlechter, aber noch immer gut". Viele Absolventen treffen auf viele Jobs. Beide Fächer haben den Vorteil, dass die Absolventen in vielen verschiedenen Branchen arbeiten können. Besonders nachgefragt sind zudem Medizin und Psychologie.

Eher schlechte Perspektiven würden Geisteswissenschaften wie Germanistik sowie Kulturwissenschaften und Publizistik nachgesagt. "Solche Studiengänge sind stark spezialisiert, haben aber keinen richtigen Zielberuf", sagt Schäfer. Das führe dazu, dass viele Geisteswissenschaftler nach dem Studium in fachfremden Branchen arbeiten, für die kein Studium notwendig gewesen wäre. Um die Perspektive in solchen Fächern zu verbessern, empfiehlt Schäfer zu einer breiten Gestaltung des Studiums sowie erhöhter Praxiserfahrung durch Praktika.

Einem Bachelorabschluss muss nicht zwangsläufig ein Masterabschluss folgen, um erfolgreich zu sein. "Gerade bei einer kaufmännischen Tätigkeit ist man schon mit einem Bachelor gut ausgebildet", sagt Schäfer. In der Chemiebranche hingegen sei ein Masterabschluss absolute Voraussetzung, meist sogar eine Promotion.

Wichtiger als die Studiendauer ist häufig die Abschlussnote. "Sie ist der Schlüssel, um überhaupt wahrgenommen zu werden", sagt Schäfer. Auch außeruniversitäres Engagement und (erste) Berufserfahrung seien sehr hilfreich.

Das bestätigen auch einige Unternehmen. "Für uns ist neben guten Studienleistungen und Praxiserfahrungen vor allem die Persönlichkeit des Bewerbers wichtig", sagt eine Sprecherin der Deutschen Post. Die Art des Studienabschlusses sei nicht entscheidend. Bachelor- und Masterabsolventen würden genauso eingestellt wie Absolventen mit einem Magister- oder Diplomabschluss oder einer Promotion.

Die Deutsche Telekom ist stets auf der Suche nach "Typen und nicht nach Abschlüssen", wie es ein Sprecher des Dax-Konzerns formuliert. "Wir suchen Menschen, die sich einbringen möchten und Spuren hinterlassen", sagt er. Engagement und Erfahrung spielen bei der Telekom eine große Rolle. "Da ist es verständlich, wenn die Noten und die Studienzeit unserer Bewerber eine größere Spanne aufweisen", heißt es. Zwei Drittel der Einsteiger starten mit einem Bachelorabschluss in einen Job beim Bonner Unternehmen. Besonders IT- und Wirtschaftsstudiengänge sind bei der Telekom gefragt.

Bei Aldi Süd haben neben Wirtschaftswissenschaftlern und IT-Experten auch Logistiker gute Karrierechancen. Die Personalabteilung des Discount-Imperiums achtet bei Bewerbern - neben Noten und Erfahrung - verstärkt auf deren soziale Kompetenz.

(RP)
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