Problem in Rom, Neapel und Mailand besonders groß Bis zu 400.000 Kinder arbeiten in Italien

Rom (rpo). Kinderarbeit ist ein Problem der so genannten Dritten Welt. Möchte man meinen. Doch auch mitten in Europa stößt man auf diese Form der Ausbeutung der jüngsten und wehrlosesten Mitglieder unserer Gesellschaft: Einer Studie zufolge sollen allein in Italien 400.000 Kinder statt mit dem Ranzen in die Schule im Blaumann auf dem Bau erscheinen.

<P>Rom (rpo). Kinderarbeit ist ein Problem der so genannten Dritten Welt. Möchte man meinen. Doch auch mitten in Europa stößt man auf diese Form der Ausbeutung der jüngsten und wehrlosesten Mitglieder unserer Gesellschaft: Einer Studie zufolge sollen allein in Italien 400.000 Kinder statt mit dem Ranzen in die Schule im Blaumann auf dem Bau erscheinen.

"Wenn man bedenkt, dass Italien zu den wirtschaftlich erfolgreichen Länder zählt, ist die Kinderarbeit hier sehr verbreitet", sagt Anna Serafini von der Arbeitsgruppe Kinderarbeit der linken Oppositionspartei DS.

Die Daten der kürzlich veröffentlichten Studie des Forschungsinstituts für wirtschaftliche und soziale Fragen (IRES) sprechen für sich: Zwischen 360.000 und 400.000 Kinder unter 15 Jahren müssen einer Arbeit nachgehen. Laut italienischer Verfassung ist nur Jugendlichen ab 15 Jahren die Arbeit erlaubt, und auch nur, wenn es ihren beruflichen Fortgang fördert. Ansonsten darf erst nach Erreichen der Volljährigkeit gearbeitet werden.

"Vor allem in Rom, Neapel und Mailand findet man viele Kinder auf der Straße, auf dem Bau oder in den verschiedenen Geschäften", sagt DS-Politikerin Serafini. Zwischen drei Arbeitsbereichen wird unterschieden: die Beschäftigung innerhalb der Familie, die saisonale Arbeit auf dem Land und schließlich die volle Arbeitsstelle, bei der Jugendliche bis zu acht Stunden am Tag schuften.

Jedes zweite Kind unter 15 Jahren passt zu Hause auf Geschwister auf. "Gerade in den Stadtrandgebieten um Rom bei den sozial schwachen Familien und den Einwanderer-Familien ist das sehr verbreitet", sagt Serafini. "Häufig arbeiten Vater und Mutter, die Mädchen übernehmen die Mutterrolle zu Hause und haben dadurch weniger Freizeit."

Kinderarbeit in Familienbetrieben sei bei chinesischen Einwanderern häufig und gefährde den Schulbesuch, sagt die Politikerin. Und fast jedes dritte Kind leiste saisonale Arbeit. "Diese Arbeit nimmt zwar nur drei Monate des Jahres in Anspruch, allerdings bringt sie für den beruflichen Fortgang nichts."

Die größte Sorge der Gewerkschaft CGIL gilt der dritten Form von Kinderarbeit: Knapp 18 Prozent der Kinder unter 15 Jahren sind der Studie zufolge vier bis acht Stunden am Tag beschäftigt - schwarz, für einen Lohn von 400 Euro.

Internationaler Kongress gegen Kinderarbeit in Florenz

Die Hauptursache für Kinderarbeit ist laut dem CGIL-IRES-Report die Armut. "In Europa leben 17 Millionen Kinder an der Armutsgrenze, davon fast 30 Prozent in Italien", sagt Anna Serafini. Gewerkschaft und Oppositionspartei GS fordern: Kinder in die Schule, Erwachsene zur Arbeit. Als kontraproduktiv sehen sie die Schulreform von Erziehungsministerin Letizia Moratti. Demnach soll die Schulpflicht auf 14 Jahre heruntergesetzt werden.

"Wir müssen die Jugendlichen beim Lernen unterstützen und dürfen ihnen nicht die Lust an der Schule nehmen", sagte Mariarosa Cutillo von Mani Tese. Die Organisation veranstaltet vom 10. bis zum 12. Mai in Florenz den ersten internationalen Kongress gegen Kinderarbeit. Neben dem italienischen Arbeitsminister Roberto Maroni werden auch UNESCO-Direktor Qian Tang und der UN-Präsident für Kinderrechte, Jacob Egbert Doek, teilnehmen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort