Lernberatung Gegen die Aufschieberitis

Studieren bedeutet viel Selbstorganisation und Zeitmanagement. Nicht jeder bekommt das hin.

 Planung ist das A und O, um das Lernen im Studium zu organisieren.

Planung ist das A und O, um das Lernen im Studium zu organisieren.

Foto: Jens Schierenbeck/dpa/gms

Wenn sich die Bücher auf dem Schreibtisch stapeln, wird plötzlich alles andere wichtiger: der Abwasch in der Spüle, Facebook-Nachrichten oder der überquellende Wäschekorb. Das klassische Aufschiebe-Verhalten kennen fast alle Studenten. Wenn es dramatische Formen annimmt, wird aus der lästigen "Aufschieberitis" eine Störung. Prokrastination lautet der Fachbegriff.

Betroffene, die an einer besonders ausgeprägten Form von Prokrastination leiden, kann das Aufschiebe-Verhalten ihr Studium kosten. Härtefälle wie diese hat auch Dr. Annika Gieselmann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung für Klinische Psychologie an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, schon erlebt. "Die Betroffenen sind meistens sehr intelligente Menschen, die ohne große Mühe durch die Schulzeit gekommen sind. Im Studium überfordert sie der plötzliche, ungewohnte Lerndruck dann."

In der Lernberatung sei eine genaue Planung das A und O. "Betroffene sollten einen detaillierten Lernplan erstellen, in dem sie festhalten, was sie wann, wo und wie sie für Klausuren und Hausarbeiten arbeiten", betont die Psychologin. Je genauer die Planung, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass der Plan auch in die Tat umgesetzt wird. Gieselmann rät dazu, langsam anzufangen. Schon 20 Minuten konzentriertes Arbeiten kann sehr hilfreich sein. Auch strikt eingehaltene Pausenzeiten können helfen, bei der Stange zu bleiben.

Auch unter Kölner Studierenden ist Prokrastination ein großes Thema, sagt Diplom-Psychologin Melanie Koch. Viele, die sich an die Psychosoziale Beratung des Kölner Studentenwerks wenden, leiden unter dem Aufschiebe-Verhalten. Seit der Umstellung der Diplom- und Magisterstudiengänge auf Bachelor- und Master werde das Problem vielen Studierenden bewusster, beobachtet die Psychologin. "Durch das verschulte, zeitlich begrenzte Studium ist mehr Kontrolle geboten. Früher war das Aufschieben leichter und ist nicht so aufgefallen."

Wenn sich Betroffene an die Psychosoziale Beratungsstelle wenden, gilt es, erst einmal abzuklären, wie groß der Leidensdruck ist. "Schließlich kann ein gesundes Aufschiebe-Verhalten auch von Vorteil sein, um sich nicht ständig zu viel aufzuladen", sagt Melanie Koch. Drohen allerdings kritische Folgen wie Leistungseinbußen, Verlust des Selbstwertgefühls oder Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen, bestehe unbedingt Handlungsbedarf.

Verständnis und das Gefühl, ernst genommen zu werden, erleben viele Betroffene im Austausch mit Gleichgesinnten. Deshalb bietet das Kölner Studentenwerk den Kurs "Schluss mit dem Aufschieben" an.

Start ist am 27. Oktober, die Kosten für acht jeweils dreistündige Termine betragen 65 Euro. Für die Anmeldung ist ein kurzes Vorgespräch erforderlich. Kontakt unter Telefon 0221-1688150 oder per E-Mail an psb-sekretariat@kstw.de. Für Studierende aus Düsseldorf ist das Servicecenter der richtige Ansprechpartner: www.pia-duesseldorf.hhu.de

(RP)
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