Seniorenstudium Studenten 50plus

Jüngere und Ältere profitieren im Hörsaal voneinander.

 Barbara Maubach ist eine von etwa 1500 Seniorstudenten der Universität Köln. Ihre Leidenschaft ist die Literatur.

Barbara Maubach ist eine von etwa 1500 Seniorstudenten der Universität Köln. Ihre Leidenschaft ist die Literatur.

Foto: Picasa

Dass sie sich nach dem Ende ihres Berufslebens noch einmal ihrer großen Leidenschaft, der Literatur, widmen würde, stand für Barbara Maubach schon lange fest. Eine Veranstaltung mit VHS-Charakter kam für die Kölnerin jedoch nicht in Frage.

"Mich hat das universitäre Umfeld gereizt", sagt sie. Nach ihrer Pensionierung informierte sich die Lehrerin über entsprechende Angebote und wurde an der Universität ihrer Heimatstadt schnell fündig. "Seit mehr als zehn Jahren nehme ich einmal wöchentlich an einem Arbeitskreis und zwei Projektgruppen zu literarischen Themen teil, die sich mit Fragen zu Alter in Literatur und Film befassen."

Barbara Maubach ist eine von etwa 1500 Seniorenstudierenden, die im laufenden Semester eingeschrieben sind. Während der Vorlesungszeit gehört der Montag auf dem Campus fest in ihren Alltag. Sie und ihre rund 50 Kommilitonen, die sich im Arbeitskreis rege Diskussionen liefern, schätzen besonders den gemeinsamen Austausch über Literatur auf einem hohen intellektuellen Niveau.

"Das macht mir großen Spaß", sagt Barbara Maubach. "Die schriftlichen Ausarbeitungen reizen mich ebenfalls sehr, auch wenn ich mich dazu oft selbst motivieren muss." Nach den Veranstaltungen trifft sie sich mit anderen Gasthörern stets im Café Krümel an der Zülpicher Straße. Für die Seniorin ist das freie Studium ein Geschenk: "Auf diese Weise kann ich die Welt auf andere Weise entdecken, und zwar unter völlig anderen Bedingungen, als die jungen Studierenden von heute."

Die Jahrzehnte jüngeren Kommilitonen profitieren von den erfahrenen Gasthörern. Barbara Maubach nimmt ehrenamtlich an einem Coaching-Programm teil, in dem sie Studierenden höherer Semester, die noch nicht genau wissen, wie es nach dem Abschluss weitergeht, hilft, ihre beruflichen Interessen und Ziele herauszuarbeiten. Im Rahmen des Arbeitskreises tauschen sich die Teilnehmer ebenfalls mit jungen Studierenden der Philosophischen Fakultät aus.

Unter den Gasthörern über 50 Jahren, die sich pro Semester an der Uni Köln einschreiben, rangiert die Philosophische Fakultät auf Platz eins. "Philosophie, Geschichte, Kunstgeschichte und Literaturwissenschaften sind für unsere Seniorenstudierenden besonders interessant", sagt Miriam Haller, Leiterin der Koordinierungsstelle Wissenschaft und Öffentlichkeit, die für das Gasthörer- und Seniorenstudium zuständig ist.

Ebenfalls sehr gefragt ist die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät, dicht gefolgt von Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Die Motivation der älteren Gasthörer ist vielfältig: "Einige möchten sich in ihrem früheren Fachgebiet auf den neuesten Stand bringen, andere möchten Grundkenntnisse erlangen oder ihre Interessen vertiefen", sagt Haller. Manche stehen noch im Beruf, die meisten sind bereits im Ruhestand.

An der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf haben Senioren ebenfalls die Möglichkeit, sich als Gasthörer einzuschreiben. Sie können aus verschiedenen Studienfächern die Veranstaltungen auswählen, die sie hören möchten.

Die Gebühr beträgt 100 Euro pro Semester. Im Wintersemester 2015/16 waren insgesamt 378 Gasthörer über 50 Jahren eingeschrieben.

Infos zum Gasthörerstudium in Düsseldorf finden Interessierte online unter www.hhu.de/gasthoerer

(RP)
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