Chips-Test Chip, Chip, hurra!

In zwei Wochen beginnt die Fußball-EM. Deshalb haben wir eine Chips-Elf ins Testspiel geschickt. Kritischer Beobachter: ein Koch mit einer Vorliebe für alles Kartoffelige. Das Ergebnis: reine Geschmackssache.

Zu Fußball-Europameisterschaften oder -Weltmeisterschaften gehören sie dazu wie die Bratwurst, das Bier und die Blumenkette in Schwarz-Rot-Gold: Kartoffelchips. Doch welche sind besonders schmackhaft und erreichen die Verlängerung? Koch Kai-Uwe Flüchter aus Schermbeck kann es beurteilen. Er arbeitet im Restaurant "Kartoffel-Ackerdemie" im "Hotel zur Linde", auf der Speisekarte finden sich auch viele Kartoffel-Spezialitäten - es gibt wohl keine Zubereitungsart der Knolle, die er nicht im Repertoire hat. Regelmäßig macht er zudem Chips, mit denen er seine Gerichte dekoriert. Und er isst Chips, regelmäßig und in nicht unerheblichen Mengen. "Die habe ich schon immer gerne gegessen", sagt der 46-Jährige, der auch keine Experimente scheut. Die Voraussetzungen stimmen.

Beim Test knabbert er sich durch elf Sorten, beim Geschmack überwiegt die beliebteste Sorte Paprika. Aroma und Knusprigkeit werden bewertet. Normale Chips sind dünn gehobelt und werden in der Regel bei ca. 200 Grad frittiert, die relativ neuen Kesselchips werden in kleineren Mengen bei geringerer Temperatur gegart. Daher haben sie etwas weniger Fettgehalt, sind in der Regel allerdings auch etwas dicker und kompakter. Nicht zugelassen für die Test-Elf waren Stapelchips wie "Pringles". Diese sind nämlich - welch Überraschung! - nicht aus einer Kartoffel geschnitten, sondern aus einem Teig geformt, in dem der Anteil von Kartoffelpüree überwiegt. Sie werden gepresst, frittiert und dann gewürzt.

Viele Mythen ranken sich um den Grund, aus dem man eine geöffnete Tüte Chips schlecht aus der Hand legen kann. Mitnichten sind Suchtstoffe hinzugefügt. Stattdessen haben Erlanger Wissenschaftler herausgefunden, dass die hohe Energiedichte, der hohe Gehalt an Fett und Kohlenhydraten, das Belohnungszentrum im Gehirn anregt. Zumindest Ratten fraßen Chips im Versuch lieber als anderes Futter und waren danach aktiv und angeregt. Dieser Effekt bringe eigentlich satte Menschen dazu, sich "genussvoll zu überfressen" - "hedonistische Hyperphagie" genannt.

Zum Schluss versucht Kai-Uwe Flüchter noch eine Ehrenrettung für die Kartoffelchips. So ungesund seien sie gar nicht, behauptet er, zumindest seien sie gesünder als ein Burger. Der Fleischklops gilt unter Ernährungsbewussten aber sicherlich nicht als zulässige Vergleichsgröße für gesundes Essen. Aber nur alle zwei Jahre gibt es ja eine Fußball-EM oder -WM.

(RP)
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