Das Beste aus der Karriere von Nick Cave

Rock Das Lied muss man sich noch einmal anhören, es ist ja in Wirklichkeit nicht bloß ein Lied, sondern ein ganzer Gedichtzyklus: Es heißt "The Mercy Seat" und stammt von Nick Cave. 1988 ist es erschienen, es steht nun wie ein Denkmal auf der ersten CD der neuen Best-of-Sammlung "Lovely Creatures", die in der Deluxe-Ausgabe drei Platten, eine DVD mit Live-Mitschnitten und Interviews sowie ein Buch umfasst.

Rock Das Lied muss man sich noch einmal anhören, es ist ja in Wirklichkeit nicht bloß ein Lied, sondern ein ganzer Gedichtzyklus: Es heißt "The Mercy Seat" und stammt von Nick Cave. 1988 ist es erschienen, es steht nun wie ein Denkmal auf der ersten CD der neuen Best-of-Sammlung "Lovely Creatures", die in der Deluxe-Ausgabe drei Platten, eine DVD mit Live-Mitschnitten und Interviews sowie ein Buch umfasst.

Und an dieser Deluxe-Ausgabe kommt man ehrlich gesagt gar nicht vorbei, sie ist nämlich kein Aufguss, sondern ein Album aus eigenem Recht. "Lovely Creatures" ist der Lebensroman des heute 59 Jahre alten Australiers in den Jahren 1984 bis 2014. Er hat die 45 Stücke gemeinsam mit Mick Harvey, dem Kumpel aus seiner Band "The Bad Seeds" kuratiert, und der Anfang spielt noch in Berlin, wo Nick Cave ja einst lebte. Diese Passagen erzählen von einem blassen, dünnen Kerl, der dissonanten Goth-Rock macht.

Cave sprach damals mehr, als dass er sang; das Piano machte stets einen besoffenen Eindruck, da ließ sich einer stark vom Cabaret inspirieren. Und die Großtat ist eben jenes fast acht Minuten lange "The Mercy Seat", das sich mit jedem Vers steigert, immer intensiver wird, und in einem mächtigen Lärm-Finale endet. Vielleicht das gewaltigste Stück Musik in dieser Sammlung. Man kann sehr schön nachvollziehen, wie Nick Cave allmählich zum Autor reifte, wie er die bilderreiche Lyrik hinter sich ließ und Songs in hintergründiger Prosa zu schreiben begann.

Er entdeckte den Blues, er dekonstruierte das Genre Americana und setzte es neu zusammen. Die stärkste Phase sind dann sicher die 90er Jahre, als er als düsterer Geschichtenerzähler auftrat - man denke an den großen Hit "Where The Wild Roses Grow" mit Kylie Minogue. In den 2000er Jahren hatte er einen Hänger, vom Album "Dig, Lazarus, Dig!!!" (2008) stammen die schwächsten Beiträge, vielleicht hängt es damit zusammen, dass Blixa Bargeld kurz zuvor die Bad Seeds verlassen hatte.

Aber der Abschluss ist dann wieder umwerfend: vier Stücke vom Meistwerk "Push The Sky Away". Essentielle Sammlung. Philipp Holstein

(RP)
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