Wissenschaftler Das Jahr 2600 wird eine Stunde länger

Bonn (rpo). Es ist noch etwas hin, aber das Jahr 2600 wird möglicherweise eine Stunde länger als normale Jahre dauern. Wie Wissenschaftler der Universität Bonn erklärten, könne im Gegenzug die so genannte Schaltsekunde entfallen. Diese sei nötig, weil die Erde "eiert", wie die Forscher sagten.

 Die ESA hat seitdem über 70 Weltraum-Missionen auf den Weg gebracht.

Die ESA hat seitdem über 70 Weltraum-Missionen auf den Weg gebracht.

Foto: ESA

Die Geschwindigkeit der Erddrehung wird regelmäßig von einem weltweiten Netzwerk von Radioteleskopen gemessen. Das Geodätische Institut der Universität Bonn koordiniert diese Messungen. Sie ergaben, dass sich die Tageslänge binnen 24 Stunden um bis zu eine Millisekunde ändern kann.

Im Gegensatz dazu wird die allgemein gültige "koordinierte Weltzeit" (UTC) aus den Daten von mehr als 250 Atomuhren erzeugt. Diese bleiben vom Schwanken der Erdrotationsdauer unbeeinflusst. Als Folge muss die Weltzeit gelegentlich auf die Erde "warten", damit die Atomzeit und die durch die Erdrotation definierte astronomische Zeit nicht auseinander driften.

Bisher sind daher 32 Schaltsekunden in die UTC eingefügt worden. In Zukunft wird der Korrekturbedarf sogar noch wachsen. Denn nach Einschätzung der Bonner Wissenschaftler dreht sich die Erde zumindest tendenziell langsamer - nach zuletzt fünf recht flotten Jahren. Auch zum Jahreswechsel 2005/2006 muss wieder eine Schaltsekunde eingefügt werden.

Gegner der Schaltsekunden wollen diese jedoch abschaffen und stattdessen im Jahr 2600 eine ganze Stunde einfügen. Dieser Vorschlag wird seit Dienstag bei einem Treffen der Internationalen Fernmelde-Union in Genf diskutiert. Vor allem amerikanische Wissenschaftler plädieren gegen die Schaltsekunde. Sie verweisen auf EDV-Anwendungen, bei denen die Synchronität voneinander unabhängiger Computersysteme enorm wichtig ist. Regelmäßige Korrekturen der Atomzeit um eine Sekunde könnten hier zur potenziellen Fehlerquelle werden.

Als Alternative biete es sich an, auf die Schaltsekunden zu verzichten und nur bei größeren Abweichungen einzugreifen. Sobald die Abweichung auf mehr als eine halbe Stunde wachse, solle man die Uhren um eine ganze Stunde nach hinten stellen. Dies wird nach Schätzungen der Bonner Wissenschaftler etwa im Jahr 2600 der Fall sein.

(afp)
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