Das Leben des Bildhauers Giacometti

Film Ein Journalist freundet sich mit einem berühmten Künstler an. Der lädt ihn ein, Modell zu sitzen. Natürlich ist das schmeichelhaft. Und natürlich wittert der Journalist die Chance, dem Künstler nun noch näher zu kommen. Doch fürJames Lord wurde diese Chance zu einer Tortur. Unzählige Tage hat er Mitte der 1960er Jahre in Paris für den Schweizer Bildhauer Alberto Giacometti still gesessen, hat unzählige Porträts entstehen sehen, vor allem aber miterlebt, wie ihr Schöpfer sie wieder vernichtete.

Film Ein Journalist freundet sich mit einem berühmten Künstler an. Der lädt ihn ein, Modell zu sitzen. Natürlich ist das schmeichelhaft. Und natürlich wittert der Journalist die Chance, dem Künstler nun noch näher zu kommen. Doch fürJames Lord wurde diese Chance zu einer Tortur. Unzählige Tage hat er Mitte der 1960er Jahre in Paris für den Schweizer Bildhauer Alberto Giacometti still gesessen, hat unzählige Porträts entstehen sehen, vor allem aber miterlebt, wie ihr Schöpfer sie wieder vernichtete.

Giacometti war nicht nur einer der größten Bildhauer des Jahrhunderts und darum natürlich ein Perfektionist. Er war auch ein manischer Selbstzweifler, einer, der sich selbst nur ertragen konnte, wenn er verwarf, wenn er zerstörte, was gerade geworden war. Das ist ja vielleicht das eigentliche Geheimnis der Kunst: die Frage ihrer Vollendung. Wann ist ein Versuch Werk geworden? Und wann bloß eine Behauptung? Mit solchen Fragen beschäftigt sich der Giacometti-Film "Final Portrait", der gerade in die Kinos gekommen ist, auf höchst vergnügliche Weise.

Der Film von Stanley Tucci basiert auf der großen Giacometti-Biographie, die James Lord verfasst hat. Doch bewegt sich die Kamera kaum aus dem Atelier heraus, bleibt ganz beim Künstler und den Menschen, die um ihn kreisen. Das bleibt spannend, weil der australische Schauspieler Geoffrey Rush sich mit Inbrunst in diese Rolle wirft, den Egozentriker gibt, der an den eigenen Ansprüchen fast zu Grunde geht. Für seine Darstellung eines hochtalentierten Pianisten in "Shine" hat Rush vor ein paar Jahren einen Oscar bekommen.

Selbst in den Szenen, in denen er Klavier spielen musste, ließ er sich nicht doubeln. Auch als Giacometti ist er tief in die Welt eines bildenden Künstlers eingetaucht, spielt glaubhaft ein Genie, das den Höhepunkt seiner Schaffenskraft bereits überschritten hat, dessen Werke hochgehandelt werden, dessen innere Zweifel aber weiter nagen. Manchmal wird es in diesem Film ein wenig viel mit der Exzentrik, vor allem, wenn Giacomettis Geliebte auftaucht, durch das Atelier wirbelt und allein durch ihre Anwesenheit dessen Ehefrau demütigt.

Dennoch ist "Final Portrait" ein hinreißender Atelierfilm, der sich auf einen kurzen Zeitraum, einen engen Ort konzentriert und doch weit in die Biografie des Künstlers ausgreift. Dorothee Krings

(RP)
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