Der Amerika-Song von Prefab Sprout

Protestsong Er sieht ein bisschen so aus, wie sich Kinder Gott vorstellen. Paddy McAloon ist 59 Jahre alt, sein weißes Haar ist lang, und auch im Bart stecken mindestens fünf Jahre ungezügelten Wucherns. Aus dem Nichts hat er nun diesen Song in die Welt geschickt. "America" heißt er, und er handelt von der Freiheit: Sie sei eine Waise, die ihre Eltern im Krieg verloren habe. Das wacklige Video dazu sieht aus, als hätte es jemand mit dem Handy aufgenommen, irgendwo nirgends, in Wolkenkuckucksheim oder Atlantis - man weiß es nicht.

Protestsong Er sieht ein bisschen so aus, wie sich Kinder Gott vorstellen. Paddy McAloon ist 59 Jahre alt, sein weißes Haar ist lang, und auch im Bart stecken mindestens fünf Jahre ungezügelten Wucherns. Aus dem Nichts hat er nun diesen Song in die Welt geschickt. "America" heißt er, und er handelt von der Freiheit: Sie sei eine Waise, die ihre Eltern im Krieg verloren habe. Das wacklige Video dazu sieht aus, als hätte es jemand mit dem Handy aufgenommen, irgendwo nirgends, in Wolkenkuckucksheim oder Atlantis - man weiß es nicht.

Man hört sich das an, man schaut zu, und plötzlich glaubt man wieder an das Gute, an die Kraft des Lieds und des Singens. "America" ist wirklich ein sehr, sehr schönes Stück. McAloon ist eine der rätselhaften Gestalten der Popgeschichte. 1985 veröffentlichte er mit seiner Band Prefab Sprout eines der schönsten Alben aller Zeiten, "Steve McQueen" nämlich. Sie hätten den Olymp besteigen können, aber sie wollten nicht, sie blieben lieber am Boden, die Sterne waren ihnen egal, hier unten war es himmlisch genug.

Alles, was McAloon herausbrachte, war von Menschenliebe beseelt. Hymnische Melodien, Humor und Handwerk: McAloon ist der Empathiker des Songwriting. Er lieferte stets symphonische, im besten Sinne altmodische Liedkunst. Die Abstände zwischen den Alben wurden indes immer größer, Nachrichten machten die Runde, dass sich McAloon selten lange an einem Ort aufhalte, Diffusion als Lebensprinzip, außerdem soll er unter Tinnitus leiden.

2013 veröffentlichte er dann die bisher letzte Platte: "Crimson/Red" war meisterhaft produziert, pure beauty, aber danach zog er sich wieder zurück. Umso berührender ist die neue Statusmeldung. McAloon hat noch immer eine großartige Stimme, so weich und schmeichelnd. Man sieht ihn jedoch kämpfen, um in die hohen Lagen zu kommen. Er hat einen Auftrag, auch das spürt man, es ist die Menschlichkeit. Amerika möge nicht die Fremden zurückweisen, die an seine Tore klopften, singt er.

Er will die Welt verbessern, und ganz ehrlich: Mit diesem einen Lied hat er sie sehr viel heller gemacht. Philipp Holstein

(RP)
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