Klimawandel konkret Der Uferschnepfe wird's zu warm

Düsseldorf (RP). Der Klimawandel ist in Deutschland angekommen - dafür liefern die Unwetter reichlich Hinweise. Die hieb- und stichfesten Beweise, dass sich das Klima bereits verändert hat, bleiben im Vergleich dazu noch eher unauffällig. Diese Entwicklungen verstärken sich aber, weil die in der Atmosphäre bereits angesammelten Treibhausgas-Mengen erst in den kommenden Jahrzehnten wirksam werden. Eine Beweis-Auswahl:

Klimawandel: Was auf uns zukommt
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Landwirtschaft Im Oberbergischen Kreis stellten die Bauern in den 50er Jahren den Getreide-Anbau weitgehend ein, die vergleichsweise niedrigen Temperaturen ermöglichten keine wettbewerbsfähigen Erträge. Inzwischen sind viele als Weideland genutzte Flächen wieder Äcker, berichtet Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer Rheinland. Die Erwärmung macht die Rückkehr von Mais und Getreide möglich.

Weinbau Johann Schnell (38), Winzer im rheinhessischen Guntersblum, kann den Anbau von Rebsorten riskieren, mit denen noch sein Vater mangels Wärme eine Missernte nach der anderen erlebte. Merlot statt Riesling heißt die Devise. Das Mehr an Sonne habe den Alkoholgehalt von rund zehn auf 13 bis 14 Prozent steigen lassen. Da Verdünnen mit Wasser nicht in Frage komme, bleibe nur der Umstieg auf andere Sorten.

Tierwelt Neue Arten wandern ein. Am Bodensee, wo die Winter milder geworden sind (im Durchschnitt um 2,7 Grad), haben Zoologen der Universität Mainz die bislang nur in Mittelmeerraum heimischen Zippammern und Felsenschwalben gesichtet, während der Bestand an Uferschnepfen und Gelbspöttern zurückgegangen ist. Problematisch sei, sagte die Zoologin Katrin Böhning-Gaese, dass die kühlere Lagen suchenden Arten kaum noch Ausweichmöglichkeiten fänden.

Hausbau Die neuen Baustile sind erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Wände und Fenster sind heute so gut isoliert, dass der Energieverbrauch pro Quadratmeter im Vergleich zu Gebäuden aus den 60er und 70er Jahren halbiert ist, heißt es bei der Architektenkammer NRW. Viele Gebäude aus diesen Jahrgängen wechselten zur Zeit den Besitzer und würden gestalterisch und energetisch erneuert. Der Alarmruf der UN-Klimaschützer, die steigenden Nebenkosten und die für 2008 erwartete Einführung des Gebäude-Energiepass "haben Eigentümer und Mieter spürbar für das energieoptimierte Bauen und Sanieren sensibilisiert", sagt Kammerpräsident Hartmut Miksch.

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