Der Wolf und die fünf Tomaten

Im "Cinque Pomodori" in Meerbusch versteht die Küchen-Crew viel von Pasta und frischem Fisch.

Nur eingefleischte Un-Romantiker geraten beim Anblick des idyllischen Ortskerns vom Meerbuscher Stadtteil Lank nicht ins Schwärmen. Da ist viel Kopfstein auf dem Boden und sauberer Klinker an den Häusern. Die größtenteils historischen Gebäude wurden, ohne Zweifel, mit Hingabe (und Geld) in einen Zustand gebracht, den der moderne Mensch für typischen Baustil längst zurück liegender Jahrhunderte hält. Aber egal, ob authentisch oder nicht - hübsch ist es allemal. Auch der Brunnen in der Mitte, der Szenen des ländlichen Lebens früherer Zeiten widerspiegelt, ist ein gern angefasstes Beispiel für nette Straßen-Deko in begehrten Wohnlagen. Dass die meisten in Lank lebenden Menschen mit Landwirtschaft nichts mehr am Hut haben, sondern morgens mit ihren Cabrios oder SUVs Richtung Düsseldorf fahren, gehört zum Image des Städtchens nahe des Rheins - gut bürgerlich halt.

Mittendrin in der Fußgängerzone das italienische Restaurant "Cinque Pomodori" - warum ausgerechnet fünf Tomaten, war uns nicht auf Anhieb ersichtlich, spielt aber auch keine Rolle. Das Lokal ist, das sieht man sofort, sehr beliebt, in den letzten Wochen blieb auf der schönen und schön gelegenen Terrasse selten ein Platz frei. Aber auch drinnen fühlt man sich wohl: gediegen, aber nicht übertrieben elegant, eher gemütlich mit gedeckten Farben ist der überschaubar große Gastraum.

Einmal vom Service wahrgenommen, gab es vorab wunderbar krosses Brot mit Butter. Öl und Gewürze liehen wir uns vom Nebentisch. Um es vorweg zu sagen: Der Service schien uns bei zwei Besuchen jeweils etwas überfordert und reagierte gestresst, manchmal sogar genervt. Einmal war es eine Gästegruppe, die größer war als angekündigt, beim anderen Besuch hatte man offenbar nicht damit gerechnet, dass so viele Leute die letzten Sommerstunden genießen und gerade an diesem Abend dort essen wollten. Kurz: Zwei Leute für gut ein Dutzend Tische sind dann doch zu wenig.

Dagegen kam die Küche mit der Nachfrage hervorragend klar. Uns interessierte der Salat von Avocados mit Flusskrebsen (12,90 Euro), und wir können diese leichte Vorspeise nur empfehlen. Die gebratenen Zucchiniblüten mit leichter Ziegenkäsefüllung (9,80), die wir - weil noch nie gegessen - aus reiner Neugier bestellten, waren eine sehr angenehme Überraschung. Wie eine Küchen-Crew in Sachen Pasta aufgestellt ist, merkt man garantiert bei den an sich simplen Spaghetti Aglio e Olio. Wer auch immer im "Cinque Pomodori" dafür zuständig war, versteht sein Handwerk - die Nudeln waren bissfest, mit der richtigen (also nicht zu viel!) Menge Knoblauch, sparsam eingestreute Peperoni verursachten eine angenehme Schärfe und, als Sonderwunsch, kamen ein paar perfekt auf den Punkt gebratene Scampi dazu auf den Teller (16,50).

Apropos Biss: Auch der Loup de Mer (der Wolf des Meeres, 21,50) war wie aus dem Lehrbuch - ein Genuss für Auge und Zunge, dazu köstliche Kartoffelstücke, offenbar im Backofen gegart und leicht knusprig. Beides zum Reinbeißen, buchstäblich.

Wir fanden 7,20 Euro für ein - allerdings großzügig eingeschenktes - 0,2-l-Glas Weißwein (ein freilich schöner Lugana) ein bisschen happig, freuten uns aber über das angebotene Gratis-Glas hausgemachten, feinen Limoncellos, den man (ein nettes Präsent!) auch in der Flasche kaufen kann.

Fazit: Ein aufmunternder Gruß - "Weiter so!" - an die Küche, bei dem sich in Erinnerung an die Spaghetti ein Pfützchen auf der Zunge bildet. Und das Problem mit dem Service ist sicher leicht lösbar.

INFO Cinque Pomodori, Fronhofstraße 1, 40668 Meerbusch, Tel. 02150 / 706464. Öffnungszeiten: Mo-Di 12-14, 18-22 Uhr; Do-So 12-14, 18-22 Uhr www.cinque-pomodori.de

(RP)
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