Deutschland versiegelt jeden Tag 100 Fußballfelder Boden

Städte- und Straßenbau fressen in Deutschland täglich mehr als 70 Hektar Boden. Dazu importiert die EU Gebrauchsgüter, die in anderen Ländern Land kosten.

Berlin (dpa) Land und Böden werden weltweit knapper. Was das für Umwelt und Welternährung heißt, fasst der neue Bodenatlas zusammen. Jeden Tag werden in Deutschland Bodenflächen in der Größe von mehr als 100 Fußballfeldern überbaut. Ein Viertel der Ackerflächen ist zudem von Bodenerosion betroffen. Gleichzeitig werden Agrar- und Verbrauchsgüter importiert, deren Produktion mit 80 Millionen Hektar mehr als das Doppelte der hiesigen Landesfläche in Anspruch nimmt. Auf dieses wachsende Missverhältnis, das in ähnlichem Ausmaß auch auf die gesamte EU zutrifft, macht ein neuer Bodenatlas aufmerksam - und mahnt im Internationalen Jahr des Bodens zu mehr Schutz.

Die Heinrich-Böll-Stiftung, das Nachhaltigkeits-Institut IASS, die Umweltschutzorganisation BUND und die Monatszeitung "Le Monde diplomatique" stellten den Atlas erstmals in Berlin vor. In der Tradition des bekannten Fleischatlanten werden darin verschiedenste Aspekte des Themas zusammengefasst.

"Die EU ist der weltweit größte "Importeur" von Landflächen. Das meiste davon geht auf das Konto der intensiven Fleischproduktion", kritisiert Böll-Stiftungsvorstand Barbara Unmüßig. Außerdem wirke sich die intensive Bodennutzung stark auf die weltweiten Ökosysteme aus, ergänzt Klaus Töpfer vom IASS. Schließlich seien die Böden neben den Meeren die wichtigsten Kohlendioxid-Speicher. Die Freisetzung von CO2 aus den Böden durch nicht nachhaltige Bewirtschaftung sei nur eines der Probleme durch Intensivnutzung. "Und was wir bei der Auslagerung unseres Boden-Fußabdrucks gerne vergessen: Wo wir unseren Fuß hinsetzen, steht schon ein anderer Fuß", sagt Töpfer. Auch die steigenden Bodenpreise bereiten laut Atlas zunehmend Probleme, denn die Agrarpolitik der EU und Deutschlands fördere das Wachstum von Großbetrieben. Insbesondere im Osten Deutschlands und Europas sei der Landbesitz in den Händen weniger konzentriert. Binnen eines Jahrzehnts kletterten die Landpreise in Ostdeutschland um 100 Prozent, in Rumänien gar um 1800 Prozent, so der Atlas. Die Folge: Kleinbauern müssen aufgeben, weil sie nicht mehr konkurrieren können.

(RP)
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