Die bezaubernden Töne der Rheinmädchen

Klassik Wer in die Düsseldorfer Tonhalle geht und auf der Toilette versehentlich ein Nickerchen zu machen droht, wird von Robert Schumann an seinen primären Besuchsgrund für diesen Konzertsaal erinnert: Es dröhnen Bläserklänge der "Rheinischen", Schumanns 3. Symphonie Es-Dur, durch die Lautsprecher, die auch in den stillsten Örtchen des Konzertsaals installiert sind. Solche akustische Anmutung kommt nicht von ungefähr: Schumann war einer der größten Anhänger des Rheins, in dem er sich sogar einmal (aus Verzweiflung) umbringen wollte.

Klassik Wer in die Düsseldorfer Tonhalle geht und auf der Toilette versehentlich ein Nickerchen zu machen droht, wird von Robert Schumann an seinen primären Besuchsgrund für diesen Konzertsaal erinnert: Es dröhnen Bläserklänge der "Rheinischen", Schumanns 3. Symphonie Es-Dur, durch die Lautsprecher, die auch in den stillsten Örtchen des Konzertsaals installiert sind. Solche akustische Anmutung kommt nicht von ungefähr: Schumann war einer der größten Anhänger des Rheins, in dem er sich sogar einmal (aus Verzweiflung) umbringen wollte.

Der mächtige Strom taucht immer wieder auf bei Schumann, doch auch andere Komponisten haben ihm ihre Verehrung entboten. Da sind es vor allem die Töchter des Rheins, die für Faszination sorgen, und das Wogen und Wallen geht von den Rheintöchtern in Richard Wagners "Ring des Nibelungen" bis zur Loreley, die an einer der berühmtesten Flussbiegungen der Welt der Legende nach zahllose Schiffer in den nassen Tod lockte. Nun ist eine beispielhafte CD beim Label harmonia mundi herausgekommen, die uns unter dem Titel "Rheinmädchen" eine Begegnung der vorbildlichen Art spendiert.

Das Ensemble Pygmalion (mit Chor und Orchester) unter Leitung des Dirigenten Raphaël Pichon schippert durch eine famose romantische Welt, natürlich zu Schumann und Wagner, aber auch zu Franz Schubert und Johannes Brahms. Die Rheintöchter Wagners begegnen uns hier in der bezaubernden Besetzung mit Frauenchor, Harfe (Emmanuel Ceysson), vier Hörnern (Anneke Scott, Joseph Walters, Olivier Picon, Chris Larkin) und zwei Kontrabässen (Marie-Amélie Clément, Yann Dubost).

Das rauscht! Nicht alle Kompositionen beziehen sich wörtlich auf den Rhein, aber sie schaffen eine Aura, ein bestrickendes, irisierendes Milieu, in dem sich wonnig planschen, jauchzen und jubilieren lässt. Volkslieder, Romanzen, Psalmen, Ständchen, sogar Wagners Siegfrieds-Ruf für Horn - in dieser Welt geht einem das Herz auf. Die musikalischen Leistungen sind großartig, allein der Frauenchor tönt wie aus einem Munde.

Ein feines Mezzo-Solo singt Bernarda Fink. Wolfram Goertz

(RP)
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