Berlin "Die kleine Hexe" – der Verlag streicht das Wort "Neger"

Berlin · Der Kinderbuch-Klassiker "Die kleine Hexe" von Otfried Preußler wird künftig ohne diskrimierende Begriffe wie "Negerlein" und "Neger" erscheinen. Das kündigte der Stuttgarter Thienemann Verlag an. "Wir werden alle unsere Klassiker durchforsten", sagte Verleger Klaus Willberg der Berliner Tageszeitung "taz".

Die Worte "Negerlein" und "Neger" werden in "Die kleine Hexe" dabei nicht ersetzt, sondern ganz gestrichen. Es sei notwendig, Bücher an den sprachlichen und politischen Wandel anzupassen, begründet Willberg den Schritt. "Nur so bleiben sie zeitlos." Thienemann folgt damit dem Verlag Friedrich Oetinger aus Hamburg, der veraltete Worte wie "Neger" und "Zigeuner" bereits vor vier Jahren aus seinen aktuellen Übersetzungen von "Pippi Langstrumpf" und anderen Büchern von Astrid Lindgren strich.

Kurz vor Weihnachten hatte Familienministerin Kristina Schröder (CDU) für Aufsehen gesorgt, als sie in einem Interview der Wochenzeitung "Zeit" bekannte, diskriminierende Begriffe wie "Neger" auszulassen, wenn sie ihrer kleinen Tochter aus Kinderbuchklassikern wie Jim Knopf oder Pippi Langstrumpf vorlese. "Auch ohne böse Absicht können Worte ja Schaden anrichten", sagte die 35-jährige Ministerin damals. Von der "Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland" war sie dafür ausdrücklich gelobt worden.

Der 89-jährige Otfried Preußler gehört seit seiner "Räuber Hotzenplotz"-Trilogie (1962 bis 1973) und "Krabat" (1971) zu den Großen der deutschen Kinderbuch-Literatur. Wie die Erben von Astrid Lindgren hat auch er sich lange gegen jede Änderung seines Kinderbuch-Klassikers "Die kleine Hexe" gestemmt, der 1958 mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet und seitdem in 47 Sprachen übersetzt sowie weltweit mehr als 4,3 Millionen Mal verkauft wurde. "Mit der Zeit ist aber die Einsicht gewachsen, dass die Authentizität des Werks der sprachlichen Weiterentwicklung untergeordnet werden muss", sagt sein Verleger Klaus Willberg nun.

(kna)
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