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"The Returned" Die Toten kehren zurück in ihr Dorf

Düsseldorf · Die fabelhafte Serie "The Returned" gibt es endlich auf DVD. Sie erzählt auf neuartige Weise von einem Dorf in den Alpen. Die Toten kehren zurück, aber nicht als Ungeheuer, sondern unversehrt. Sie wollen ihren Platz im Leben zurück.

Wer wissen möchte, wie man eine Geschichte zeitgemäß erzählt, möge sich diese Serie ansehen. "The Returned" heißt die französische Produktion, die nun auch hierzulande auf DVD erschienen ist, und sie spielt in einem abgelegenen Bergdorf. Die Toten des Ortes kehren zurück, manche sind bereits vor 30 Jahren gestorben, einige erst vor kurzem. Es geht hier allerdings nicht um Schockwirkung, das ist kein Horror. Die Auferstandenen sind keine zuckenden Zombies, sie wirken unversehrt, sehen aus wie zum Zeitpunkt des Todes, sie wissen nicht einmal, dass sie fort gewesen sind, und nun wollen sie ihren Platz im Leben ganz selbstverständlich wieder einnehmen. Die Drastik ergibt sich vielmehr aus der philosophischen Fragestellung: Wie ist das, wenn die größte Gewissheit ins Wanken gerät, wenn also das Leben doch nicht endlich wäre und der Tod nur Transitzustand?

Der Schriftsteller Emmanuel Carrère schrieb mit am Drehbuch, Regie führten Fabrice Gobert und Frédéric Mermoud. Jede der acht einstündigen Episoden widmen sie einer anderen Figur. Viele Serien beginnen komplex und lösen die Verwirrung der ersten Folge allmählich auf. Diese Serie indes wird nur immer noch dichter, aber im besten Sinne - es ist faszinierend zu sehen, wie die Spannung nach und nach erhöht wird. Da ist die 15-jährige Camille, die bei einem Schulausflug verunglückte. Das ist vier Jahre her, ihre Zwillingsschwester ist inzwischen volljährig, und die Mutter hat die ganze Zeit über gebetet, dass die Tochter zurückkehren möge. Nun ist sie da. Aber was ist der Preis? Oder Adèle, deren Verlobter am Tag der Hochzeit starb. Auch er kehrt zurück, aber gerade hat sie sich mit einem anderen Mann verlobt.

Es gibt mehrere Erzählebenen, im Vordergrund steht jeweils die Figur, die der betreffenden Folge ihren Namen leiht, und im Hintergrund werden die Ereignisse um die anderen Verstorbenen weitererzählt - alles ist mit allem verquickt, jeder unterhält Verbindungen zu den anderen. Es ist, als sehe man, wie ein Stein in einen See geworfen wird, wie sich die Wellen in alle Richtungen vervielfachen, ans Ufer schwappen, das Land überschwemmen und alles beeinflussen, was in der Umgebung liegt. Man spürt, wie die Trauer die Überlebenden verhärtet und gepanzert hat. Das ist das Absurde: Der Tod hatte keine Wirkung auf die Verstorbenen selbst, nur auf die Zurückgebliebenen.

Ein unheimliches, ein intensives Seherlebnis ist das, zumal die Erzählgeschwindigkeit ungewohnt ruhig ist. Über den verwaschenen Bildern liegt ein Schleier der Melancholie, und die vorahnungsschwangere Musik stammt von der Band Mogwai, die besser als jede andere weiß, wie Langsamkeit klingt. Parallel zu den unerklärbaren Vorgängen unter den Dorfbewohnern kommt es zu geheimnisvollen Erscheinungen in der Natur. Der Pegel des Stausees sinkt, eine versunkene Stadt wird freigelegt, Kadaver liegen herum, und keiner kennt den Grund.

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"The Returned" erinnert in einigen Momenten an David Lynchs Mystery-Klassiker "Twin Peaks", ohne den Wahnsinn allerdings. Die Macher von "The Returned" stellen Fragen, sie wollen wissen: Was würdest du tun, wenn das Größte, das du dir jemals gewünscht hast, in Erfüllung geht, du aber merkst, dass dir dieser Wunsch vielleicht doch besser verwehrt geblieben wäre?

"The Returned" spielt mit den Erwartungen der Zuschauer, es gibt hier keine schreienden Mütter, die angesichts der heimgekehrten Töchter in Tränen ausbrechen. Alles ist neuartig an dieser Serie, und wer sie gesehen hat, wird sich über den Abspann der letzten Folge hinaus damit auseinandersetzen.

(RP)
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