Fotos Diese Gegenstände erinnern unsere Leser an den Ersten Weltkrieg
Die Kriegszeitung - Michael Wilfert, Erkrath
Zu Beginn des Krieges hielt sich, befeuert von patriotischer Propaganda und anfänglichen militärischen Erfolgen, noch eine gewisse Begeisterung. Diese erreichte auch die Kinder. So verfassten Hans Wilfert und sein Bruder Gert (damals 13 und zehn Jahre alt) im Dezember 1914 diese „Deutsche Kriegszeitung 1914“ mit Kriegsberichten und auf der Rückseite sogar einer kleinen Karte vom Frontverlauf. Die Berichte hatten etwas Persönliches: Erwähnt wird auch ein Onkel, Karl Weymann. Er fiel im Jahr darauf. Vielleicht auch deswegen ist die angekündigte zweite Ausgabe der „Kriegszeitung“ wohl nie erschienen.
Das Gebetbuch - Hans Müskens, Ratingen
Ein französisches Gebetbuch fand sei-nen Weg ins Rheinland. Wilhelm Heer aus Ratingen, der eine Artillerie-Einheit an der Westfront befehligte, fand das Brevier im verlassenen Pfarrhaus von Prouvais. Er schrieb hinein: „Erinnerung an die Prouvais Höhe, wo ich meine Beobachtung hatte 1916. In der Pfarrerwohnung fand ich dieses Buch, am nächsten Tag wurde die Kirche von uns gesprengt.“ Nach dem Krieg sprach Heer, im Zivilberuf Lehrer, nicht viel über seine Erlebnisse an der Front. Das Büchlein aber hütete er wie einen Schatz und übergab es später seinem Patenkind Hans Müskens zu treuen Händen. Er hat es bis heute aufbewahrt
Die Tasche und ihr Inhalt - Ursula Smits, Krefeld
1915 musste der Handlungsgehilfe Josef Brocker aus Krefeld in den Krieg ziehen. Aus diesem Jahr stammt auch diese Tasche, in der er an der Front seine kostbarsten Besitztümer aufbewahrte, besonders die Post aus der Heimat. Schon im Sommer 1915 wurde Brocker durch eine französische Handgranate am Fuß verwundet. Er landete erst im Lazarett und dann in einer Schreibstube in Straßburg, wo er das Ende des Krieges erlebte. Als Brocker vor einigen Jahren in Krefeld starb, fanden seine Kinder den Beutel und darin Brockers Militärpass, zwei Erkennungsmarken, einen sogenannten Hindenburg-Orden für Kriegsteilnehmer und eine Schulterklappe seiner Uniform vom Infanterieregiment 132.
Die Erkennungsmarke - Inge Sternemann, Meerbusch
Der Meerbuscher Hauptmann Otto Zschorlich überlebte den Ersten Weltkrieg, weil seine Erkennungsmarke und kleine Ersparnisse auf dem Schlachtfeld eine Kugel abfingen, die sich sonst wohl in seine Brust gebohrt hätte. Zschorlich bewahrte in einem Brustbeutel zwei Silbermünzen auf. Erkennungsmarke und Münzen lagen hintereinander und konnten so die Energie des Geschosses unschädlich machen. Allerdings erlitt Zschorlisch eine Arterienschädigung. Sein Arzt prophezeite ihm, er werde aufgrund dieser Verletzung eines Tages tot umfallen. Das geschah auch, aber erst 1936. Die Kugel, die zerschossene Erkennungsmarke und die Silbermünzen hat Zschorlichs Enkelin Inge Sternemann bis heute aufbewahrt. Im September sind die Objekte bei einer Ausstellung in Meerbusch zu sehen.
Der Feldstecher - Helmut Richerzhagen, Leverkusen
Ein Glas ist leicht beschädigt, das Gehäuse weist manchen Kratzer im Lack auf, der lederne Umhängeriemen ist brüchig, aber noch intakt. Es handelt sich um ein Fernglas vom Typ „08“, 1908 für das deutsche Heer entwickelt und im Ersten Weltkrieg massenweise eingesetzt. Die immer weitreichendere Waffentechnik machte bessere Beobachtungsinstrumente für den Fronteinsatz nötig. Helmut Richerzhagen hat das Fernglas um 1940 von Verwandten erbettelt, damals war er neun Jahre alt. „Als Junge habe ich mich sehr für technische Dinge interessiert“, erzählt er. Ob der Feldstecher von einem seiner Onkel an der West- oder Ostfront verwendet wurde – er weiß es nicht mehr. Jedenfalls beneideten ihn die anderen Kinder um das Fernglas. „Das war schon etwas Besonderes.“ Und so bewahrte er es bis heute in einer Kiste auf dem Speicher auf.
Der Spaten - Renate Neuber, Erkelenz
Friedrich Neuber wurde 1895 in Marienburg, Westpreußen, geboren und hat den Krieg vom ersten Tag an mitgemacht. Niemand weiß, wie viele Schützengräben er mit seinem Spaten ausgehoben hat. Am letzten Kampftag, dem 9.11.1918, wurde Friedrich Neuber an der Westfront durch einen Splitter an der rechten Hüfte schwer verletzt. Er kehrte körperlich versehrt, aber nicht gebrochen zurück. Seinen Spaten mit dem kurzen Stiel brachte er mit. Für seine Enkelkinder wurde dieser zum heißgeliebten Spielzeug, und als Neuber 1980 starb, nahm seine Enkelin Renate Neuber die verrostete Schaufel als Erinnerung an wunderschöne Sommerferien bei den Großeltern an sich.
Das Puppenservice - Anne Franke, Grevenbroich
Ausgerechnet ein Puppenservice aus Porzellan hat zwei Weltkriege ohne jeden Kratzer überstanden. Das mehrteilige Geschirr-Set mit Tassen, Untertassen, einer Milchkanne, einer Kaffeekanne, einer Butterdose, einer Zuckerdose und einer „Kriegs-Zuckerdose“ ist stummer Zeuge einer Zeit, in der Jungen mit Zinnsoldaten spielten und Mädchen Kriegsszenen auf ihrem Puppenspielzeug bewunderten. Der Hinweis „Kriegs-Zuckerdose“ mit den Jahreszahlen 1916/17 belegt, dass das Service aus der Zeit des Ersten Weltkriegs stammt. Die Mutter von Anne Franke muss es im Alter von neun oder zehn Jahren geschenkt bekommen haben. „Sie hat es all die Jahre verwahrt, bis ich selbst damit gespielt habe“, sagt die Tochter.