Das Geheimnis des grauen Stübchens lüften Düsseldorfer zeichnen "Hirn-Karte"

Düsseldorf (rpo). Wie genau sieht das graue Stübchen aus und was macht Grips aus? Die wohl genaueste "Landkarte" des menschlichen Gehirns wird derzeit an der Universität Düsseldorf gezeichnet.

<P>Düsseldorf (rpo). Wie genau sieht das graue Stübchen aus und was macht Grips aus? Die wohl genaueste "Landkarte" des menschlichen Gehirns wird derzeit an der Universität Düsseldorf gezeichnet.

Mit einer Kombination anatomischer, radio-chemischer und funktionaler Untersuchungen des Hirns entschlüsselt der Neurowissenschaftler Prof. Karl Zilles die Funktionen bestimmter Regionen der Hirnrinde. Die bereits vorliegenden Ergebnisse seien wesentlich präziser als alle bisherigen Kenntnisse, sagte der Wissenschaftler am Freitag. Nach einer fast 30-jährigen Vorarbeit "purzeln jetzt die Ergebnisse", so Zilles.

Bisher seien auf diese Weise etwa 20 Prozent der Hirnoberfläche zur "Landkarte" geworden. Mindestens noch ein Jahrzehnt weiterer Arbeit sei bis zur vollständigen Erfassung notwendig, "aber schrittweise Erkenntnisse bringen auch weiter". Schon jetzt habe sich herausgestellt, dass die Hirnfunktionen wesentlich vielschichtiger seien als früher angenommen: So gebe es beispielsweise nicht eine, sondern viele Sprachregionen. Mit annähernder Sicherheit seien auch kleine Areale zu benennen, die etwa ein egozentrisches Weltbild formten. Auch die Wahrnehmung der räumlichen Zuordnung von Gliedmaßen und Körper sei "sehr viel komplexer, als man sich das bisher vorstellen konnte", erklärte Zilles, der zu den weltweit führenden Neurowissenschaftlern gezählt wird.

Eine der grundlegenden Erkenntnisse des Düsseldorfer Forscherteams bestehe darin, die Moleküle analysiert zu haben, die als Transmitter- Rezeptoren für die Übermittlung von Signalen im Hirn zuständig sind. Seinem Team sei es als bisher einziger Wissenschaftscrew gelungen, bis zu 20 dieser Rezeptoren identifiziert zu haben, deren radioaktiv markierte Moleküle gemessen werden könnten. Untersuchungsergebnisse feinster Gewebeschnitte des Hirns würden mit diesen Daten verbunden. Mit der "enormen Rechenkapazität" moderner Computer sei es möglich geworden, jedes individuelle Hirn eines Menschen mit einem Standard- Hirn zu vergleichen, schilderte Zilles.

Die äußerst genaue "Landkarte" des Gehirns kann nach den Worten des Wissenschaftlers künftig neue Therapie-Möglichkeiten bei Schlaganfall ebenso eröffnen wie eine genauere Kontrolle über den Therapie-Verlauf verschiedener neurologischer Erkrankungen. Ebenso ließen sich Hirn-Operationen und ihre möglichen Folgen besser planen. Zu Anfang seiner Arbeit, als nur unzulängliche "Hirn-Karten" vorgelegen hätten, habe er sich gefühlt "wie ein Afrika-Reisender früherer Jahrhunderte - die haben sich auch ihre Landkarten selbst zeichnen müssen".

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