Gletschermann Ötzi trug die Kleidung eines Hirten: Die Felle, in die er sich kleidete, stammen von Schafen und Kühen. Die beiden Tierarten wurden vor etwa 5300 Jahren besonders häufig von Hirten gehalten. Je nach Saison wanderten die Hirten damals mit ihren Herden in höhere oder niedrigere Gebiete in den Alpen.

Deutsche Forscher untersuchten nicht nur Ötzis Felle, sondern auch die Haarüberreste, die sie an seinem Mantel, an seiner Hose und an den Schuhen fanden. Sie bestimmten mit massenspektrometrischen Analysen die chemischen Elemente und deren Verbindungen. So ermittelten sie die Eiweißstrukturen der Haare an Ötzis Kleidung. Anschließend verglichen sie die Eiweißstrukturen der Steinzeit-Haare und der Felle mit denen von heute lebenden Tieren.

Ötzis Hose und auch sein Mantel wurde aus Schaffell gefertigt. Seine Schuhe dagegen, die an indianische Mokassins erinnern, bestehen aus Kuhfell. Dass die Kleidung aus Tierhäuten hergestellt wurde, war zwar schon bekannt, jedoch nicht die genaue Herkunft.

Die Forscher hoffen, mit den Ergebnissen Ötzis sozialer und kulturellen Herkunft auf die Spur kommen zu können. Da Schafe und Kühe die typischen Tiere der Viehwirtschaft vor 5000 Jahren im heutigen Südtirol waren, könnte der Mann aus dem Eis vielleicht ein Angehöriger einer Gemeinschaft von Viehhirten gewesen sein.