Abschüsse steigen dramatisch an Elfenbeinhandel bedroht Überleben der Elefanten

Bangkok · Afrikanische Elefanten werden derzeit so häufig geschossen wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Antrieb ist vor allem die explodierende Nachfrage aus Asien, wo die Stoßzähne der Tiere zu Touristenartikeln und zu Verzierungen verarbeitet werden. Auch Internetriesen wie Google und eBay sind verwickelt.

 Afrikanische Elefanten werden im Moment so häufig geschossen wie seit zwei Dekaden nicht mehr.

Afrikanische Elefanten werden im Moment so häufig geschossen wie seit zwei Dekaden nicht mehr.

Foto: dpa, Amos Rono , Kenya Wildlife Servi

Naturschützer warnen vor einer neuen Gefahr für das Überleben der afrikanischen Elefanten: dem boomenden Online-Handel mit Elfenbein. Es gebe immer mehr Fälle, in denen illegales Elfenbein in Internetforen und über Shopping-Webseiten vertrieben werde, darunter auch über Google, sagen die Umweltschützer.

Auf der Tagung des Washingtoner Artenschutzabkommens forderten die Teilnehmer diese Woche in Bangkok ein härteres Durchgreifen der Behörden weltweit gegen den Handel.

Elefanten werden derzeit so häufig geschossen wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Antrieb ist vor allem die explodierende Nachfrage aus Asien, wo die Stoßzähne der Tiere zu Touristenartikeln und zu Verzierungen verarbeitet werden.

"Das Internet ist anonym und hat 24 Stunden täglich geöffnet. Illegales Elfenbein online zu verkaufen ist für Kriminelle ein risikoarmes und hochprofitables Geschäft", sagt Tania McCrea-Steele vom International Fund for Animal Welfare (IFAW).

Tausende Produkte auf chinesischen Websites

Die Tierschutzorganisation entdeckte vergangenes Jahr bei einer Überprüfung auf 13 Internetseiten in China insgesamt 17.847 Produkte aus Elfenbein. China sei weltgrößte Anlaufstelle für das "Blut-Elfenbein", das kriminelle Banden oder auch Milizen aus Afrika schmuggeln, heißt es beim IFAW.

Aber China ist nicht der einzige Problemfall. Dem IFAW zufolge ist unerlaubter Elfenbeinhandel auch in den USA und in Europa, und dort speziell bei den ehemaligen Kolonialmächten, ein Thema.

Die Umweltschutzorganisation EIA erklärte diese Woche, auf der Einkaufsseite von Google Japan fänden sich 10 000 Anzeigen für den Verkauf von Elfenbein, 80 Prozent dafür für Hanko, japanische Namensstempel. Der Verkauf von Elfenbein-Hanko trage wesentlich zur hohen Nachfrage nach den Stoßzähnen der Elefanten bei, berichtet die EIA.

"In ganz Afrika werden Elefanten für die Herstellung von Schmuckgegenständen in Scharen abgeschlachtet. Umso mehr schockiert es, dass Google mit all seinen ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen die eigenen Bestimmungen nicht umsetzen kann, die zum Schutz gefährdeter Elefanten beitragen sollten", sagt EIA-Präsident Allan Thorton.

Das Internetunternehmen teilt mit, dass auf seinen Webseiten keine Werbung für Produkte erlaubt sei, die von gefährdeten oder bedrohten Tierarten stammen. "Sobald wir Werbung sehen, die gegen unsere Werberichtlinien verstößt, entfernen wir sie", erläutert Google.

Die EIA dagegen teilt mit, man habe am 22. Februar Google-Chef Larry Page in einem Schreiben gedrängt, die Werbung zu entfernen. Bislang habe das Unternehmen nicht geantwortet und die Anzeigen auch nicht gelöscht.

"Muss wachsam bleiben"

Die Zahl der afrikanischen Elefanten ist in den vergangenen 70 Jahren von vermutlich fünf Millionen auf einige Hunderttausend geschrumpft. Die Naturschützer der Born Free Foundation schätzen, dass allein in den vergangenen zwölf Monaten 32.000 afrikanische Elefanten getötet wurden. Auf dem Schwarzmarkt bringt ein Pfund Elfenbein umgerechnet bis zu tausend Euro.

Das Washingtoner Artenschutzabkommen verbietet seit 1989 den internationalen Handel mit Elfenbein, jedoch nicht den inländischen. McCrea-Steele sagt, der IFAW habe Google und den chinesischen Online-Händler Alibaba auf illegalen Handel hingewiesen. Beide Firmen hätten sehr gut reagiert und Maßnahmen ergriffen, die unerlaubten Aktivitäten einzudämmen.

Auch mit eBay arbeitet der IFAW zusammen. Seit die Naturschützer dem Online-Auktionshaus nachweisen konnten, dass über seine Seiten Elfenbein gehandelt wird, greift eBay hart durch. "Es läuft bei eBay ohne Frage viel sauberer ab", sagt Adrian Hiel von IFAW. "Aber es erscheinen jeden Tag zig neue Anzeigen. Man muss wachsam bleiben und ständig kontrollieren."

(ap/csr/sap)
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