Als die Amerikaner am 27. Februar 1945 vorrückten, bot uns die Familie Steffens in Schwalmtal-Waldniel Zuflucht in ihrem Keller unter der Süßmosterei an. In der Frühe des 28. Februar begann wieder das Knattern der Infanteriewaffen. Es hörte stundenlang nicht auf. Irgendwann wagte es Frau Steffens, mit einer Stange, an deren Ende ein weißes Tuch gebunden war, die stählerne Kellertür zu öffnen. Da schallte es auch schon von oben herunter: "Raus! Raus! Hands up! Hands up!" Zitternd stiegen wir die Treppe hinauf, an deren Ende uns ein wild dreinblickender Amerikaner mit einem schussbereiten Sturmgewehr bedeutete, das Gelände sofort und mit erhobenen Händen zu verlassen.

An der Straßenböschung lag ein Deutscher in grüner Polizeiuniform, fürchterlich stöhnend und röchelnd, das Gesicht halb weggeschossen, über und über von Blut besudelt. Als wir uns gerade von dem grausigen Anblick abgewandt hatten, fiel hinter uns ein Schuss; das Röcheln war zu Ende. Völlig benommen legte unsere Familie den Weg von der Rösler-Siedlung nach Rickelrath zurück: Eine endlose Kolonne von Fahrzeugen und Soldaten kam uns entgegen, strotzend von Waffen, die Männer wohlgenährt.

Johannes Pesch aus Viersen