John O'Keefe, May-Britt Moser und Edvard Moser Medizin-Nobelpreis geht an drei Hirnforscher

Stockholm · Der Medizin-Nobelpreis geht in diesem Jahr an John O'Keefe aus den USA sowie May-Britt und Edvard Moser (beide Norwegen). Sie erhalten die Auszeichnung für die Entdeckung von Zellen, die ein Positionierungssystem im Gehirn bilden.

 Diese drei Forscher teilen sich den Medizin-Nobelpreis 2014.

Diese drei Forscher teilen sich den Medizin-Nobelpreis 2014.

Foto: afp, IW

Das teilte das Karolinska-Institut am Montag in Stockholm mit. Die höchste Auszeichnung für Mediziner ist mit umgerechnet 870.000 Euro (acht Millionen Schwedischen Kronen) dotiert.

Die diesjährigen Preisträger hatten überhaupt nicht mit der Auszeichnung gerechnet. "Ich bin immer noch schockiert. Das ist so großartig", sagte die norwegische Forscherin May-Britt Moser laut Nobelkomitee am Montag. Über ihren ebenfalls geehrten Mann sagte Göran K. Hansson, der Sekretär des Nobelkomitees: "Ich habe Edvard Moser noch nicht erreicht. Er sitzt gerade im Flugzeug, ich hoffe, ihn zu erreichen, wenn er gelandet ist." Den dritten Preisträger John O'Keefe habe er dagegen schon erwischt. Er sei wie May-Britt Moser "sehr sehr glücklich. Ich glaube nicht, dass sie das erwartet hatten." Edvard Moser ist am Montag auf dem Flughafen München gelandet. Dies teilte eine Sprecherin des Max-Planck-Instituts für Neurobiologie in Martinsried bei München mit. Moser plane einen dreiwöchigen Forschungsaufenthalt in Martinsried.

Die Entdeckung der drei Hirnforscher könnte eines Tages dazu beitragen, die Auswirkungen der Alzheimer-Krankheit besser zu verstehen und eventuell sogar einzudämmen. Wie Britt und Moser schon 2005 im Versuch mit Mäusen zeigen konnten, gibt es im Gehirn ein Areal, das vor allem für die räumliche Orientierung zuständig ist, den sogenannten entorhinale Cortex.

Zehntausende Nervenzellen wirken dort in einem Netzwerk so zusammen, dass sie wie ein Navigationssystem wirken. Durch sie wird die Welt in eine Art Raster eingeteilt, und es wird deutlich, wo man sich im Raum befindet und wohin man gehen muss. Zumindest bei Mäusen sind diese Ergebnisse eindeutig. Ihre weiteren Untersuchungen ließen die Forscher darauf schließen, dass diese Zellen auch im menschlichen Gehirn existieren.

Die Zellen dieser Region sind es auch, die bereits im frühen Stadium von Alzheimer absterben. Eine Krankheit an deren Anfang meist ein stärker werdender Verlust der Orientierung steht, der mit der Zeit mit einem wachsenden Erinnerungsverlust einhergeht. Deshalb könnten die Entdeckungen der Hirnforscher auf lange Sicht dazu beitragen, Alzheimer-Patienten zu helfen.

Am Dienstag und Mittwoch werden die Träger des Physik- und des Chemie-Nobelpreises benannt. Die feierliche Überreichung findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.

Wer war Alfred Nobel?

Mit der Stiftung der Nobelpreise wollte der schwedische Forscher und Großindustrielle Alfred Nobel (1833-1896) einen Konflikt lösen, der sein Leben bestimmte: Der Dynamit-Erfinder konnte es nicht verwinden, dass viele seiner Entdeckungen für den Krieg genutzt wurden. Daher vermachte er sein Vermögen einer Stiftung, aus deren Zinsen Preise für jene finanziert werden sollten, die "im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben". Nobel selbst hatte über 350 Patente angemeldet.

Die Preise werden seit 1901 vergeben. Die Dotierung stieg von anfangs 150.800 auf zehn Millionen Schwedische Kronen und blieb bis 2011 so hoch. Seit 2012 beträgt das Preisgeld nur noch acht Millionen Kronen (870.000 Euro), um eine "dauerhafte finanzielle Stabilität" zu gewährleisten. Finanz- und Wirtschaftskrise hatten das Kapitalvermögen der Stiftung gemindert.

Bis zu drei Menschen können sich einen wissenschaftlichen Preis teilen. Der Friedensnobelpreis wird auch an Organisationen verliehen. Höhepunkt ist stets die feierliche Verleihung der Auszeichnungen am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Nobel.

Neben den eigentlichen Nobelpreisen wird seit 1969 eine Ehrung für Wirtschaftswissenschaften in Gedenken an Alfred Nobel verliehen. Sie wurde 1968 von der Schwedischen Reichsbank gestiftet. Seit 1980 vergibt die schwedische Stiftung zur Auszeichnung richtiger Lebensführung (Right Livelihood Award Foundation) die Right Livelihood Awards, die oft als Alternative Nobelpreise bezeichnet werden.

(dpa)
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