Otto Hahn bekommt Auszeichnung vor 60 Jahren Nobelpreis für die Kernspaltung

Düsseldorf (rpo). Die Voraussetzungen für Otto Hahn, einen Nobelpreis in Chemie zu bekommen, waren nicht die schlechtesten. Schließlich gehörten zu seinen Lehrmeistern mit Adolf von Baeyer, William Ramsay, Hermann Emil Fischer und Ernest Rutherford gleich vier Chemiker, die ebenfalls mit der Auszeichnung bedacht wurden. Doch keiner der vier sollte mit seiner ausgezeichneten Arbeit die Welt so sehr verändert haben, wie dies Otto Hahn gelang.

Otto Hahn wurde im März 1879 in Frankfurt/Main geboren. Nach Abschluss der Schule begann er im Jahr 1897 ein Chemiestudium an der Universität Marburg. Bereits 1901 promovierte er dort mit einer Doktorarbeit aus dem Bereich der organischen Chemie.

Nach Abschluss seines Studiums wollte der junge Chemiker Geld verdienen. Und das gab es in der Industrie. Um seine Chancen auf eine gutbezahlte Anstellung zu verbessern, ging Hahn ins Ausland. 1904 ging er nach London an das University College und arbeitet dort unter Sir William Ramsay, Chemie-Nobelpreisträger 1904.

Dort entdeckte Hahn ein Jahr darauf nach damaligen Kenntnissen ein neues Element, das so genannte Radiothorium. Später stellte sich heraus, dass es sich hierbei um ein damals noch unbekanntes Isotop des damals bereits bekannten Thoriums handelt. Im Herbst des selben Jahres wechselte Hahn dann über den großen Teich nach Kanada. An der McGill University in Montreal vertiefte Hahn sein Wissen bei dem Chemie-Nobelpreisträger des Jahres 1908, Sir Ernest Rutherford.

Zurück in Deutschland wird er Mitarbeiter von Hermann Emil Fischer (Chemie-Nobelpreis 1902) an der Universität Berlin. Dort macht er dann Ende des Jahres 1906 eine Bekanntschaft, die sein künftiges Forscherleben deutlich beeinflussen soll: Er lernt Lise Meitner kennen, die aus Wien nach Berlin gewechselt war. Es sollte der Beginn einer 30 Jahre dauernden Zusammenarbeit sein.

1910 zum Professor ernannt, übernahm Hahn zwei Jahre später eine Abteilung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Chemie in Berlin (heute: Max-Planck-Gesellschaft für Chemie in Mainz). Dann kam der zweite Weltkrieg, zu dem Hahn eingezogen wurde.

Nach dem Krieg nahm Otto Hahn seine Arbeit an dem Institut wieder auf. Mit Lise Meitner und Fritz Strassmann forschte er an einem Projekt weiter, das der italienische Physiker Enrico Fermi begonnen hatte: Uran wurde mit Neutronen beschossen. Die entscheidende Entdeckung gelang dann im Jahr 1938. Bei der Untersuchung einer mit Neutronen beschossenen Uran-Probe entdeckten Hahn und Strassmann plötzlich Spuren des leichteren Elements Barium.

Diese Entdeckung war der unwiderlegbare Beweis dafür, dass das Uran in kleinere, aus leichteren Elementen bestehende Teile gespalten worden war. Die inzwischen nach Schweden emigrierte Lise Meitner konnte kurze Zeit darauf den theoretischen Beweis für die Kernspaltung liefern.

Am 9. November 1944 dann bekam Otto Hahn für seine Arbeiten zur Kernspaltung den Nobelpreis für Chemie verliehen. Unter den Eindrücken der Atombombenabwürfe im Zweiten Weltkrieg setzte sich Hahn in den Folgejahren entschieden gegen den Missbrauch der Kernenergie ein. So gilt er unter anderem als Initiator der Mainauer Erklärung und des Göttinger Manifests, in dem sich mehrere deutsche Atomwissenschaftler gegen eine atomare Aufrüstung wendeten.

(rpo)
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