Heidelberger Professorin leitet Projekt "KoroiBot" Wie Roboter den Alltag revolutionieren sollen

Heidelberg · Roboter können Menschen das Leben erleichtern - und sogar Lebensretter sein. Dazu müssen sie aber noch einiges lernen. Eine Heidelberger Professorin bringt ihnen bei, zu laufen wie ein Mensch.

 Katja Mombaur leitet das Projekt "KoroiBot".

Katja Mombaur leitet das Projekt "KoroiBot".

Foto: dpa, Uwe Anspach

Feuer löschen, Menschen aus brennenden Autos retten, Minen suchen: Das alles könnten in Zukunft Roboter übernehmen. Dazu müssen sie lernen, ihren Bewegungsablauf wie der Mensch in Sekundenbruchteilen an die jeweilige Situation anzupassen - ob es nun regnet, schneit, Geröll auf dem Boden liegt oder der Untergrund schlammig ist. Katja Mombaur, Mathematik-Professorin an der Uni Heidelberg, will diese Fähigkeit auf zweibeinige Roboter übertragen, sogenannte Humanoide.

Sie leitet für drei Jahre das internationale Projekt "KoroiBot" mit rund 40 Wissenschaftlern aus Mathematik, Robotik, Informatik und Kognitionswissenschaften. Die Forscher kommen aus Europa, Israel und Japan. Dafür hat die Europäische Union jüngst 4,2 Millionen Euro bewilligt. Momentan läuft die Programmierungsphase.

"Wir entwickeln Methoden zur Steuerung und Regelung von Bewegungen, die dann als Software auf den Robotern implementiert werden", erläutert Mombaur. Die meisten Roboter können zwar vorher schon irgendwie laufen. "Mit unseren Methoden sollen sie es aber besser können und in vielen Situationen selbst lernen."

Bei ihrer Grundlagenarbeit versuchen die Forscher nicht, die menschliche Muskelsteuerung in allen Details zu durchschauen. Vielmehr wollen sie die wesentlichen Charakteristika des menschlichen Gangs verstehen, die für Roboter wichtig sind.

Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. "Bei dem Reaktorunfall in Fukushima 2011 wurde schnell klar, dass ein Roboter, der im gefährlichen Bereich ohne Fernsteuerung arbeiten und die Menschen dort ersetzen kann, sehr hilfreich gewesen wäre", sagt Mombaur. "Wenn die Forschung schon weiter gewesen wäre, hätte unter Umständen die eingetretene Katastrophe verhindert werden können."

Gefährliche oder für Menschen schwer zugängliche Gebiete sind Mombaurs Einschätzung nach wichtige Einsatzorte für die Roboter: Brände bekämpfen, Menschenleben retten nach Unfällen oder Naturkatastrophen, Minen suchen. Aber auch Exkursionen zum Mars seien vorstellbar. In der Medizin könnten mit Hilfe der Erkenntnisse Prothesen weiterentwickelt werden.

Aus Sicht des Berliner Zukunftsforschers Robert Gaßner ist eine industrielle Großproduktion solcher Roboter frühestens in 20 bis 30 Jahren möglich. Diese könnten dann als universelle Heimroboter im Supermarkt gekauft werden, so seine Prognose. "Humanoide Roboter sind vorrangig für den Kontakt mit Menschen konzipiert, also etwa im Haushalt, in Heimen oder Museen", sagt er. Aber nicht alle Service-Roboter brauchten menschliche Züge - Fensterputzen oder Staubsaugen zum Beispiel funktioniere auch in alter Robotermanier.

"Es gilt für solche Roboter dann vor allem auch, unerwartete Situationen selbstständig zu meistern - ohne Schaden anzurichten", sagt der Zukunftsforscher. In Japan gebe es heute schon Pflege-Roboter, die Menschen anhöben und das Bett machten. Grundsätzlich seien Roboter aber in allen Lebensbereichen denkbar - der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.

(dpa)
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