Forschungsexpedition Solar Impulse vor der schwierigsten Etappe

Peking · Auf einem mehr als 8000 Kilometer langen Flug sitzt der Abenteurer André Borschberg alleine am Steuer des Solarfliegers Solar Impulse. Das sei weniger eine Forschungsexpedition als eine Reise zu sich selbst.

 BMS-Projektleiter Bernd Rothe (M.) stand beim Flugzeugbau in engem Kontakt mit den Piloten Bertrand Piccard (l.) und Andrè Borschberg. In der Cockpitverkleidung des Fliegers steckt sehr viel Material aus Dormagen.

BMS-Projektleiter Bernd Rothe (M.) stand beim Flugzeugbau in engem Kontakt mit den Piloten Bertrand Piccard (l.) und Andrè Borschberg. In der Cockpitverkleidung des Fliegers steckt sehr viel Material aus Dormagen.

Foto: Niels Ackermann/BMS

Bei der abenteuerlichen Weltumrundung des Solarflugzeugs Solar Impulse 2 steht eine der schwierigsten Etappen an: In fünf Tagen und fünf Nächten soll der Schweizer Pilot André Borschberg den ausschließlich mit Sonnenkollektoren betriebenen Flieger alleine von China über den Pazifik nach Hawaii steuern. Er sei nervös und aufgeregt, sagte Borschberg am Sonntag in einem AP-Interview.

Die Solar Impulse war am 9. März in Abu Dhabi gestartet und hat bereits Zwischenstationen in Oman, Indien und Myanmar hinter sich. Borschberg wechselt sich auf den Etappen mit seinem Kollegen Bertrand Piccard ab. Insgesamt ist die Reise um den Globus, die die Nutzung von erneuerbaren Energien voranbringen soll, auf fünf Monate angelegt. Der 8175 Kilometer lange Flug von Nanjing nach Hawaii könnte am Donnerstag starten, wenn es das Wetter zulässt.

Borschberg sprach in dem Telefoninterview von der größten Herausforderung des ganzen Projekts. Nicht nur, dass das Team bisher nicht über Ozeane geflogen sei. Es frage sich, ob das Solarflugzeug überhaupt geeignet sei für einen so langen Soloflug. "Und natürlich ist das auch auf Seiten des Piloten eine große Herausforderung - kann ich für diese Etappe wach bleiben und kann ich dieses Flugzeug steuern, kann ich meine Energie auf dem richtigen Niveau halten, kann ich die Nerven behalten, meinen Geisteszustand bewahren, um dieses Flugzeug nach Hawaii zu bekommen?"

Der Solarflieger wird bis auf die Höhe des Mount Everest steigen, also rund 9000 Meter, um tagsüber mehr Sonnenenergie aufzufangen und die Batterien aufzuladen. Nachts wird das Flugzeug auf bis zu 1000 Meter absinken. Der Pilot bekommt es mit Temperaturen zwischen 35 und minus 20 Grad zu tun. "Es ist jeden Tag Winter und Sommer im Cockpit", sagte der 62-jährige Borschberg, der 25 Jahre lang Schweizer Militärjets gesteuert hatte.

Auf dem Pazifikflug will er täglich bis zu acht Ruhepausen von jeweils etwa 20 Minuten einlegen - wenn Wetter und Turbulenzen es zulassen. Dabei vertraut er auf seinen "virtuellen Copiloten", ein Instrument zur Stabilisierung des Fliegers. Wenn etwas Unvorhergesehenes passiert, schrillt ein Alarm. Atemübungen und Meditation sollen ihm helfen, die lange Reise durchzustehen.

Zeitdruck gebe es nicht, es gehe darum, jeden Moment auszukosten, sagte Borschberg. "Es ist fast wie eine innere Reise, am Ende geht es weniger darum, den Pazifik zu erforschen, sondern mich selbst."

Die SI2 hat eine Flügelspannweite von 72 Metern - weiter als eine Boeing 747 -, wiegt aber mit 2300 Kilogramm nur etwa so viel wie ein Minivan. Die Energie kommt von 17 000 Solarzellen auf den Flügeln.
Nach dem Flug nach Hawaii sind noch Zwischenstopps in Phoenix und New York vorgesehen, bevor es dann über den Atlantik zurück gen Osten geht.

(ap)
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