Mann ohne Puls Tausendstes Kunstherz implantiert

Hannover · Kunstherzen helfen herzkranken Patienten dabei, die Zeit bis zu einer Transplantation zu überbrücken. Da es an Organspenden fehlt, sind sie manchmal mehr als eine Zwischenlösung.

 Patient Jan-Lukas Hülsebus (l) mit Professor Dr. Axel Haverich, dem Direktor der Klinik für Herzchirugie der MeProfessor Dr. Axel Haverich dizinischen Hochschule Hannover (MHH). Dem 18-jährigen Hülsebus wurde deutschlandweit das 1000. Kunstherz dieses Typs in der MHH implantiert.

Patient Jan-Lukas Hülsebus (l) mit Professor Dr. Axel Haverich, dem Direktor der Klinik für Herzchirugie der MeProfessor Dr. Axel Haverich dizinischen Hochschule Hannover (MHH). Dem 18-jährigen Hülsebus wurde deutschlandweit das 1000. Kunstherz dieses Typs in der MHH implantiert.

Foto: dpa, skn axs

Kein Puls und trotzdem am Leben: So geht es Menschen mit einem Kunstherzen. An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben Ärzte einem 18-Jährigen einen weit verbreiteten Typen dieser Kunstherzen eingesetzt. Damit sei dieses System zum tausendsten Mal in Deutschland genutzt worden, teilte die Klinik am Dienstag mit. Kunstherzen überbrücken als Pumpsystem in der Regel die Zeit bis zu einer Transplantation. Sie unterstützen ein schwaches Herz - sind aber kein kompletter Ersatz dafür.

Nur Schwimmbad und Disko gehen nicht Der Direktor der Klinik für Herzchirugie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), Professor Dr. Axel Haverich (r), hält am 26.03.2013 in Hannover (Niedersachsen) dem Patienten Jan-Lukas Hülsebus das Kunstherz "Heartmate II" an die Brust. Dem 18-jährigen Hülsebus wurde deutschlandweit das 1000. Kunstherz dieses Typs in der MHH implantiert.

Nur Schwimmbad und Disko gehen nicht

Erhalten hat es das tausendste Kunstherz vom Typ "Heartmate II" der 18-jährige Jan-Lukas Hülsebus aus Papenburg. Seit Januar lebt der ehemalige Tiefbaufacharbeiter mit der kleinen künstlichen Pumpe, denn Mitte Dezember diagnostizierten Ärzte bei ihm eine schwere Herzschwäche. Dass er keinen Puls mehr hat, sieht man ihm nicht an. "Es geht mir bestens, als ob nie was gewesen wäre", sagte Hülsebus. Nur ins Schwimmbad oder in die Disco darf er mit dem Gerät nicht. Die Gefahren, zum Beispiel eine Infektion, sind zu groß. Hülsebus gibt sich gelassen: "Mir persönlich ist das egal, ob ich zu Hause sitze oder Party mache."

"Vor dem Hintergrund, dass es in Deutschland viel zu wenig Spenderherzen gibt, gewinnen Herzunterstützungssysteme an Bedeutung", sagte Axel Haverich, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie. Kunstherzen würden in Deutschland seit 1987 eingesetzt, deutschlandweit seien es vergangenes Jahr rund 800 gewesen. Zwischen fünf und sieben verschiedene Kunstherzen-Typen kämen dabei zum Einsatz.

"Die Lebenszufriedenheit der Patienten wechselt", berichtete Haverich. Viele seien anfangs zufrieden und später genervt von dem Gerät. Andere dagegen zögen es einer Herztransplantation vor. Ursprünglich galten Kunstherzen nur als Übergangslösung bis ein Spenderherz zur Verfügung steht. Da aber immer mehr ältere Menschen an Herzschwäche litten und die Zahl der Spenderorgane den Bedarf bei weitem nicht decke, würden die Geräte teils auch als dauerhafte Lösung eingesetzt.

(dpa/anch/das)
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