Mönchengladbach Frauen auf dem Weg zum Weiheamt

Mönchengladbach · In der katholischen Kirche gewinnt die Diskussion über ein Ständiges Diakonat der Frau an Dynamik.

Das sittlich-ländliche Liedberg ist kein Ort, an dem Revolutionen angezettelt werden. Aber wer sagt denn, dass sich umwerfend Neues immer gleich mit viel Getöse ankündigen muss, vorgetragen von lauten Wortführern? Manchmal sind es nur beharrliche Menschen, die etwas bewegen - wie Monika Schmitz, eine engagierte Katholikin, die im bundesweiten Netzwerk Diakonat der Frau mitarbeitet. Selbst das klingt eher nach grauer Verbandsarbeit. Dabei kann die Forderung des Netzwerks nach einem Ständigen Diakonat für Frauen einiges in Bewegung bringen. Weil mit diesem Kirchenamt eine eigenständige Weihestufe verbunden ist. Im Klartext: Eine Diakonin in der katholischen Kirche wäre ein großer Schritt in Richtung Gleichberechtigung der Frau und zugleich wenigstens ein Anlass, auch über die Priesterweihe von Frauen wieder einmal nachzudenken.

Das Spannende am Amt des Diakons ist, dass die meisten seiner Tätigkeiten mittlerweile auch von Laien ausgeübt werden können - wie die Leitung von Gebetsgottesdiensten, die Gabenbereitung und Austeilung der Kommunion, Taufspendung und Eheassistenz. Aber: Mit seiner sakramentalen Weihe zählt der Diakon zum Klerikerstand.

So fern eine Priesterweihe für Frauen in der katholischen Kirche noch ist, so diskussionsfähig ist das Diakonat. Zumal es keine lehramtliche Verfügung gibt, mit der dieses Amt Frauen untersagt wird, so Monika Schmitz. Und die Gesprächsbereitschaft vieler Bischöfe signalisiert, dass dieses Thema ein theologisch offenes Feld ist. Walter Kardinal Kasper bemühte sich unlängst um einen Abschluss der unbequemen Debatte, indem er ein neues Amt speziell für Frauen vorschlug - das der sogenannten Gemeindediakonin, die keine Weihe, sondern nur eine Segnung erhält. Für die katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kdf) war das eine Art Diakonat zweiter Klasse und wurde darum abgelehnt. "Wir wollen an der Weihe festhalten", sagt Monika Schmitz.

Ein wenig klingt die Debatte - die am Mittwoch mit dem bundesweiten "Tag der Diakonin" noch befeuert wird - immer ein wenig wie der Kampf von David gegen den Goliath der Amtskirche. Doch hieße das, die Kraft von Berufung zu unterschätzen. Monika Schmitz ist weder das Sprachrohr einer Bewegung noch Bestsellerautorin auf dem Feld emanzipatorisch orientierter Religionsliteratur. Die 65-Jährige ist "nur" tätiges Mitglied in ihrer Liedberger Gemeinde St. Georg. Sie hat sich, als es ihre Zeit zuließ, im kfd engagiert, wurde Wortgottesdienstleiterin, übernahm später den Beerdigungsdienst. Und als sie immer tiefer in die katholische Welt eintauchte, begann sie mit dem Studium der Theologie. Damit bekam sie das nötige Rüstzeug auch für die These, dass die Ebenbildlichkeit Gottes in Mann und Frau auch in der Kirche gelebt werden müsse. "Man kann doch nicht behaupten, Frauen würden von Gott nicht angesprochen", sagt sie. Schließlich habe sie auch eine "Wut in sich zugelassen" über das Handeln ihrer Kirche, und musste zugleich erkennen, dass eine sachliche Diskussion darüber oft schwierig und manchmal unmöglich ist.

Dabei ist das Thema weder neu noch irgendwie ketzerisch. Bereits vor vier Jahrzehnten ließen deutsche Bischöfe auf der Würzburger Synode verlauten, dass "die Hineinnahme der Frau in den sakramentalen Diakonat in vielfacher Hinsicht eine Bereicherung erwarten lässt".

Für Sabine Demel, Professorin für Kirchenrecht an der Katholischen Fakultät der Uni Regensburg, wird die Geschlechtsfrage in den biblischen Auslegungen überbetont. So sei es nach ihren Worten bei der Berufung der Apostel nicht um die Frage von Mann und Frau gegangen, sondern um eine Zeichenhandlung, die sich auf die zwölf Stämme des Volkes Israel bezieht. Zudem waren es Frauen, die bei Tod und Auferstehung Jesu dabei waren und denen die Osterbotschaft als erstes am leeren Grab verkündet worden ist. Wenn Mann und Frau vor Gott gleich sind, dann müssen sie es auch im Dienste vor Gott sein. Es bedarf, so Demel, "nicht die Zulassung der Frauen zum Weihesakrament der Begründung, sondern der Ausschluss von Frauen".

Wie realistisch die Chancen auf eine Änderung in absehbarer Zeit sind, dürfte kaum abzuschätzen sein. Zumindest scheint die früher ausgeprägte Bereitschaft der Frauen zu schwinden, ihre Ausgrenzung schweigend zu ertragen. "Ich glaube, dass es sich irgendwann ändern wird, weil ich an Gott glaube", sagt Monika Schmitz. Auch sie wird keine Revolutionsgeschichte schreiben. Aber sie trägt in sich eine Berufungsgeschichte. Und auch die kann für jede Einzelne eine Revolution bedeuten.

(RP)
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