Grünes gegen Gift

Detox heißt, mit Produkten und Kuren den Körper zu entgiften. Der US-Trend findet auch hierzulande immer mehr Anhänger. Doch ein gesundheitlicher Nutzen ist zweifelhaft.

Detox ist das neue Zauberwort unserer Zeit. Aufgedruckt auf Smoothie-Bechern, Wasserflaschen, Teekartons und Cremedöschen gibt es das Versprechen, uns von den Altlasten des modernen Lebens zu befreien. Von zu viel Zucker, zu viel Fett, von künstlichen Lebensmittelzusätzen oder von Gluten - von all dem Fast-Food- und Kantinenessen, das wir tagtäglich in uns hineinschaufeln. Aber auch von Schadstoffen, die wir in der Umwelt aufnehmen. Ratgeber, Frauenzeitschriften, Blogs und Kochbücher erklären, wie das genau mit der Entgiftung gehen soll. Denn genau das meint Detox (vom englischen "detoxification").

Hollywoodstars wie Sienna Miller und Anne Hathaway schwören schon lange darauf. Und auch hierzulande wird der Trend aus den USA immer beliebter. Eine Vielzahl von Produkten, die mit dem Begriff werben, ist in Drogerieketten und Supermärkten zu finden. Es gibt mittlerweile Kurse, Reisen und sogar schon eine Partyreihe in Köln unter dem Slogan. Doch ein medizinischer Nutzen ist nicht bekannt, Experten halten viele der Angebote schlicht für Humbug.

Dabei ist Detox nichts bahnbrechend Neues, sondern eine moderne Form des altbekannten Heilfastens. Verzichtet wird in der Regel auf Fleisch, Käse, Weißmehl, Süßigkeiten und Alkohol, gegessen wird wenig und wenn, dann nur Obst und Gemüse. Oft gehört zur Vorbereitung auch eine Darmspülung dazu. Neu ist, dass unzählige Produkte beim Entgiften helfen sollen - vom fertiggemixten Smoothie (Juicy Detox) über spezielle Kräutertees (Body Detox Tea) bis hin zu Hautcremes (Beauty Detox Day Cream).

"Detox ist zum Marketing-Begriff geworden, so wie das früher der Begriff ,Entschlacken' war", sagt Ernährungswissenschaftlerin Angela Clausen von der Verbraucherzentrale NRW. Dabei ist die mit den Begriffen verbundene Vorstellung schlicht falsch. "In einem gesunden menschlichen Körper gibt es keine Ansammlung von Schlacken und Ablagerung von Stoffwechselprodukten. Nicht verwertbare Stoffe werden über den Darm und die Nieren ausgeschieden", erklärt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Darunter fallen auch giftige Stoffe, die der Körper so loswird. "Der Organismus braucht keine Entgiftung, das übernimmt er selber", sagt Clausen. Dafür seien auch keine unterstützenden Substanzen notwendig. Nur bei gefährlichen Mengen von zum Beispiel Drogen oder Medikamenten muss medizinisch eingegriffen werden.

Beim Abbau von Giftstoffen helfen die Produkte, die unter Detox beworben werden, also nicht. Ob sie ansonsten gut für die Gesundheit sind, ist nicht bekannt. Laut der Fachzeitschrift Journal of Human Nutrition and Dietics sind bisher keine Untersuchungen der Diäten nach streng wissenschaftlichen Kriterien durchgeführt worden. "Viele positive Wirkungen des Heilfastens sind wissenschaftlich kaum oder nur ungenügend belegt", erklärt die DGE.

Gerade weil der Nutzen nicht belegbar ist, würden viele Anbieter von Diäten und Produkten den Verbrauchern ein schlechtes Gewissen einreden, erklärt Ernährungswissenschaftlerin Clausen: "Als Symptome für eine falsche Ernährung werden dann Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Konzentrationsschwächen angeführt, die Entgiftung soll dann die Lösung sein." Dabei fühle sich jeder einmal so.

Wer trotzdem fasten will, sollte einiges beachten. Eine Detox-Diät, bei der die Nahrungsaufnahme stark reduziert wird, belastet den Körper. So kann extremes Fasten zu Protein- und Vitaminmangel führen. Das muss im Auge behalten werden. Zudem sollte auch Sport gemacht werden, damit das Fasten nicht zu Lasten der Muskeln geht. Einzelne Elemente empfehlen Ernährungswissenschaftler dagegen uneingeschränkt. Viel Obst, viel Gemüse, kein Alkohol und Sport. Wer so lebt, braucht dann auch kein Detox mehr.

(RP)
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