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Düsseldorf Günther Uecker spendet Kunst für Kinder

Düsseldorf · 20 exklusive Grafiken des "Blauen Planeten" stehen zum Verkauf. Der Reinerlös kommt der Kindertafel Düsseldorf zugute.

1500 Kinder in Düsseldorf kommen aus Familien mit wenig Geld. So wenig Geld, dass die Schulmahlzeit ausfallen muss. Manchmal sind es sogar 1700 Schulkinder, die sich weder Frühstück noch Mittagessen kaufen können. Ihre Eltern haben sie für das Essen abgemeldet, doch knurrende Mägen verstummen nicht. Der Künstler Günther Uecker, der heute 83 Jahre alt wird, kennt ähnliche Not aus eigenem kindlichen Erleben. Er hat zwar nie Hunger leiden müssen, aber Schuhe bekam er nur im Winter, und dann auch nur, wenn die Ernte gut gewesen war. So ist er als Junge barfuß über die Stoppelfelder seiner mecklenburgischen Heimat gelaufen. "Das war schon fast eine Kunst. So etwas prägt sich körperlich ein."

Es bestürzt ihn, zu erfahren, dass in "dieser reichen Stadt", in der er lebt und arbeitet, nicht alle Kinder Garantie auf eine warme Mahlzeit haben. Und so macht der weltberühmte Künstler an seinem heutigen Geburtstag – er wird 83 Jahre alt – den Kindern ein Geschenk. Ein Geschenk, das eine Vorgeschichte hat und in dieser Benefizaktion gemeinsam mit der Rheinischen Post gipfelt.

Vor einem Jahr schon hatte der Künstler den Lesern dieser Zeitung seinen Blauen Planeten "geschenkt". Sie sollten den Erdball, dessen Blau von schwarzen Einsprengseln durchdrungen und damit offensichtlich bedroht ist, als Mahnung oder auch nur als Anregung mit ins Neue Jahr nehmen. Man konnte ihn exklusiv auf einer ganzen Zeitungsseite betrachten und/oder ausschneiden. Auf diese Veröffentlichung hin gab es viele Nachfragen, ob man das Kunstwerk auch erwerben könne. Doch damals war das noch nicht möglich. Das Original ist ein von rhythmisierten Impulsen getupftes und gespritztes abstraktes Gemälde in Blau und Schwarz, der Künstler verwendete Tusche und Tinte auf geleimter Leinwand. Dieses Bild ist Teil seines Zyklus "Geschriebene Bilder". Ein Zyklus, in dem Uecker aktuelle politische Verhältnisse weltweit spiegelt und verarbeitet. Poetisch-kraftvoll hinterlässt er seine Eindrücke.

Niemand stellt international so rege aus wie der Nagelkünstler. Doch wer ihn auf den Nagel reduziert, kennt nur einen Bruchteil seines Schaffens, einen kleinen Winkel in seinem großen humanistisch geprägten Kosmos. Uecker ist ein universaler Künstler, Bildhauer und Maler, ein die Musik liebender Poet, in dessen Atelier unendliche weiße Papierbahnen Botschaften tragen, auch zutiefst empfundene Gefühlslagen transportieren. Und alles Wichtige wird mit seiner geschwungenen Schrift vertextet.

Uecker ist auch ein Künstler der Schrift, die die Kataloge durchzieht und autonom als Kunstäußerung existiert. Wo die Sprache versagt, beginnt das Bild – das ist einer von Günther Ueckers künstlerischen Leitsätzen. "Auch dieser Zyklus aus dem Jahr 2011 tut etwas kund, was ich sprachlich nicht fassen kann", sagt er, "es sind Urlaute, es ist Gestammel, in bildnerischen Ausdruck gegossen."

Damals, Anfang 2012, sprachen wir über die überwältigende Reaktion der Menschen auf die Zeitungsseite, auf sein Werk. Und wir taten dies immer wieder, wenn wir uns trafen. Man könnte doch die Sache mit einem guten Zweck verbinden, man könnte etwas für Kinder in Not tun, schlug ich vor. Diese Idee packte den Künstler, der sehr schnell beschloss, eine Grafik aufzulegen, aus der er eine Sonderedition zum Vorzugspreis zur Verfügung stellen wollte, ohne Honorar zu erhalten. "Die wundersame Vorstellung, dass sich künstlerische Werke in ein Morgenmahl für Kinder verwandeln, macht mich glücklich." Das schrieb mir Uecker in einem Brief mit seiner geschwungenen Schrift. Und dass er eine römisch signierte Auflage von I/XX bis XX/XX für die Kinderspeisung spenden wollte.

Damit der Verkauf auch attraktiv würde, solle man einen um 1000 Euro reduzierten Preis nehmen. Uecker fand in seinen Düsseldorfer Verlegern Geuer & Breckner Partner, die sich um die Abwicklung des Projektes kümmern wollten. Nun ist die Grafik da, sie kann erworben werden; auch Geuer & Breckner verzichtet auf Honorar.

Das Geld fließt alleine ins Projekt Kindertafel Düsseldorf. Deren Gründerin und Vorsitzende Heike Vongehr ist voller Vorfreude, sie kann ihr Glück nicht fassen. Vongehr sagt: "Es war immer mein Traum, einmal mit Günther Uecker etwas Gemeinsames zu machen." Dass er jetzt für die Kindertafel eintritt, freut sie. Ohne Engagement von Unternehmen und Privatleuten könnte sie ihre Aufgabe nicht stemmen. Ein Schulkind mit Essen zu versorgen, kostet pro Kopf monatlich 50 Euro. Jetzt kann man sich ganz schnell ausrechnen, wie viele Monate ein Kind durch den Erwerb eines einzigen Bildes satt wird: über 59 Monate, fast fünf Jahre lang.

(RP)
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