Hector Berlioz' geniale Symphonie

Klassik Schon im Schulunterricht hat sie uns angefixt, diese seltsame Symphonie mit ihrem einprägsamen Zentralthema, der "ideé fixe". Es begleitet alle fünf Sätze dieses klingenden Künstlerromans - von den ersten erotischen Wallungen und Irritationen einer jungen Liebe über die Ballszene und die trügerische Naturidylle bis zum Gang auf den Richtplatz und den Hexensabbat. Berlioz' "Symphonie phantastique" ist ein Werk, das auch Klassikeinsteiger im ersten Moment begreifen und würdigen.

Klassik Schon im Schulunterricht hat sie uns angefixt, diese seltsame Symphonie mit ihrem einprägsamen Zentralthema, der "ideé fixe". Es begleitet alle fünf Sätze dieses klingenden Künstlerromans - von den ersten erotischen Wallungen und Irritationen einer jungen Liebe über die Ballszene und die trügerische Naturidylle bis zum Gang auf den Richtplatz und den Hexensabbat. Berlioz' "Symphonie phantastique" ist ein Werk, das auch Klassikeinsteiger im ersten Moment begreifen und würdigen.

Das liegt aber auch daran, dass der Franzose Berlioz hier ein wahres Feuerwerk an Ideen, Visionen, Zitaten sowie ungewöhnlichen, schmeichelnden, beißenden Orchesterklängen abbrennt. Kaum eine Partitur des 19. Jahrhunderts gibt dem romantischen Orchester so viele Möglichkeiten, sein Niveau zu zeigen und zu demonstrieren, wie gut die geteilten Streicher funktionieren oder wie exzellent seine Bläser besetzt sind. Der grandiose Alchemist Berlioz hat Instrumente zusammengebracht, die zuvor nie gleichzeitig ertönten.

Zugleich hatte die Symphonie eine private Komponente: Im September 1827 hatte der Komponist eine Aufführung von Shakespeares "Hamlet" besucht und sich in die Darstellerin der Ophelia verliebt, die irische Schauspielerin Harriet Smithson. Er schickte ihr zahllose Liebesbriefe, die sie alle nicht beantwortete. Seinen "Liebeskummer" schrieb er sich durch die "Symphonie fantastique" von der Seele. Jetzt gibt es das beeindruckende Werk in einer wirklich famosen Neuaufnahme: mit dem Swedish Radio Symphony Orchestra unter Daniel Harding (harmonia mundi).

Die haben ihren Berlioz nämlich auf der CD mit Musik des französischen Barockkomponisten Jean-Philippe Rameau gekoppelt, der "Suite de Hippolyte et Aricie". Das hat einen ungeahnt pädagogischen Effekt: Die Musiker spielen zwar auf modernen Instrumenten, aber in historischer Manier. Sie klingen wie ein eingeschworenes Alte-Musik-Ensemble. Diese Rückbesinnung, die etwas von modernem Entdeckertum hat, trägt aber auch Früchte für den Berlioz: Der klingt ungewöhnlich geschärft, räumlich, innovativ.

Ein Traum! Wolfram Goertz

(RP)
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