Trinkwasser wird knapp Jeder Mensch benötigt 1.000.000 Liter Wasser pro Jahr

Düsseldorf (RP). Rund 2500 Experten aus 140 Ländern tagen zurzeit in Stockholm bei der Weltwasserwoche. Die zunehmende Weltbevölkerung und der steigende Bedarf an Bio-Kraftstoffen verschärfen das Problem.

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Foto: dpa/Lukas Schulze

Wasser ist die Quelle allen Lebens - die für eine Milliarde Menschen weltweit nicht mehr sprudelt. Vor allem in den ländlichen Regionen der Dritten Welt haben sie keinen Zugang mehr zu Trinkwasser. "Das bedeutet nicht, dass alle tatsächlich verdursten", sagt der Klimatologe und Hydrologe Axel Bronstert, geschäftsführender Leiter des Potsdamer Instituts für Geo-Ökologie. Vielmehr können sie ihre Felder nicht mehr bewirtschaften oder Vieh halten.

Denn im Schnitt fließen zwei Drittel des Trinkwassers in Äcker und Weiden. In Trockengebieten "wie in Südeuropa können es auch 80 bis 90 Prozent sein", so Bronstert. Um ein Kilogramm Tomaten zu ernten, werden etwa 80 Liter Wasser benötigt, ein Kilogramm Getreide schlägt mit 1500 Liter zu Buche - und ein Kilogramm Rindfleisch mit bis zu 20.000 Liter Wasser. "Nicht weil das Vieh so durstig ist - der Anbau der Futtermittel verschlingt diese Menge."

Doch das erklärt, warum ein Mensch im Jahr etwa 1.000.000 Liter Wasser benötigt - obwohl er davon nur 36.500 Liter trinkt. Die restlichen knapp 940.000 Liter aber fließen in die Viehzucht und die Landwirtschaft, Industrie und Energie-Erzeugung. Alles, damit ein Mensch gut leben kann. Stehen pro Kopf und Jahr weniger als diese eine Million Liter zur Verfügung, beginnt der Durst.

Rasant wachsende Bevölkerung

Einer der Hauptgründe dafür ist eine rasant wachsende Bevölkerung, die immer mehr Wasser benötigt - um sich zu ernähren. Verschärft wird die Situation durch den steigenden Bedarf an klimafreundlichen Biokraftstoffen wie Ethanol, für die Getreide angebaut wird - und Flächen bewässert werden müssen.

Danuta Sacher, die bei "Brot für die Welt" die Kampagne "Menschenrecht Wasser" leitet, spricht darum auch lieber von "Agrarkraftstoffen". Denn "Bio" sei daran nicht so viel. Vor allem gräbt sich der Mensch damit selbst das Wasser ab. Bisweilen buchstäblich. Nach der Abholzung von Berghängen im indischen Bundesstaat Andhrapradesch beispielsweise trocknete ein Dorf aus- weil der Regen nicht mehr versickerte und der Grundwasserspiegel enorm abfiel.

Doch vier Jahre, nachdem "Auffangbecken gebaut und die Hügel renaturiert wurden, endete die hausgemachte Trockenzeit wieder", sagt Sacher. Für sie ist das ein Musterbeispiel dafür, dass milliardenschwere Investitionen in technische Lösungen nicht zielführend seien. "Am Ende dienen sie nur dazu, noch mehr Wasser zu verschwenden."

Entsalzungs-Anlagen

Staaten wie Israel, Saudi-Arabien oder Libyen, die das nötige Geld haben, bohren in 200 bis 300 Meter Tiefe fossile Grundwasserlager an, die vor Zehntausenden von Jahren entstanden sind- und sich nicht mehr auffüllen. Oder aber es werden unter extrem hohem Energie-Aufwand Entsalzungs-Anlagen errichtet, um Meerwasser trinkbar zu machen. Im einfachsten Fall wird Grundwasser so exzessiv gefördert, dass "der Spiegel massiv absinkt oder in Küstennähe Salzwasser eindringt und es ungenießbar macht".

Das Klügste, was Länder wie Israel machen könnten, wäre "Wasser zu sparen und Lebensmittel zu importieren", meint Bronstert. So aber wird nur temporär Entlastung geschaffen, verschärft sich die Wasserkrise im Nahen Osten - die Ressource wird zur Waffe: So griff die Hisbollah vergangenes Jahr eine israelische Kläranlage mit Raketen an- nachdem die libanesische Regierung Israel vorgeworfen hatte, gezielt die Wasserversorgung zu zerstören.

Doch selbst dort, wo ausreichend Wasser fließt, entsteht in den ärmeren Ländern noch ein ganz anderes Problem: Wasser enthält dort Krankheitskeime. Zwei Millionen Kinder sterben jährlich durch Durchfall - aufgrund mangelnder Hygiene und schlechter sanitärer Einrichtungen. Probleme, die sich mit wenig Geld lösen ließen, findet Axel Bronstert.

Teure Hightech-Lösungen

Weniger Geld jedenfalls als für moderne Bewässerungssysteme veranschlagt werden muss, die jede einzelne Pflanze auf Tropfen und Gramm genau mit Feuchtigkeit und Dünger versorgen. Denn das seien teure Hightech-Lösungen. "Wasser sparen kostet eben Geld."

Doch selbst dort, wo ausreichend Wasser fließt, entsteht in den ärmeren Ländern noch ein ganz anderes Problem: Wasser enthält dort Krankheitskeime. Zwei Millionen Kinder sterben jährlich durch Durchfall - aufgrund mangelnder Hygiene und schlechter sanitärer Einrichtungen. Probleme, die sich mit wenig Geld lösen ließen, findet Axel Bronstert.

Weniger Geld jedenfalls als für moderne Bewässerungssysteme veranschlagt werden muss, die jede einzelne Pflanze auf Tropfen und Gramm genau mit Feuchtigkeit und Dünger versorgen. Denn das seien teure Hightech-Lösungen. "Wasser sparen kostet eben Geld."

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