Washington Kein Handy, kaum Elektrosmog

Washington · Das Radioteleskop von Green Bank soll störungsfrei arbeiten.

Wenn Chuck Niday auf Patrouille ist, macht Green Bank besser keinen Mucks. Im 300-Seelen-Örtchen in den Bergen von West Virginia muss absolute Funkstille herrschen. Wenn Niday seinen Truck mit den Ortungsantennen anwirft, geht ihm meilenweit keine Störung durch die Lappen. "Ich spüre jeden auf, der gegen die Spielregeln verstößt", lacht der bärtige Mann mit der Trapperkappe. Und die lauten ganz klar: "Kein Handy, kein Wifi, kein unnötiger Elektrosmog." Denn: "Green Bank ist der stillste Ort der USA". Und das hat seinen Grund. "Wer lauschen will, was sich im Weltraum tut, darf selber keinen Krach machen."

In Green Bank steht ein riesiges Radioteleskop, strahlend weiß ragt das "Ohr" von Green Bank aus den verschneiten Wäldern der Allegheny Mountains hervor. Die Satellitenschüssel hat rund 100 Meter Durchmesser. "Es ist das größte bewegliche Radioteleskop der Welt", sagt stolz Dave Curry. Wie Niday ist er Mitarbeiter der Nationalen Forschungsorganisation für Radioastronomie (NRAO). Von seinem Kontrollturm hat Curry nicht nur das Teleskop im Blick. Zahlreiche Monitore zeigen an, was der Lauschangriff auf die Außerirdischen zutage fördert. "Mit dem großen und mehreren kleineren Radioteleskopen forschen wir hier für zahlreiche Auftraggeber von Universitäten bis zur Nasa", schwärmt Curry. "Und damit das so sein kann, darf es meilenweit kein Gerät mit elektromagnetischen Spannungen geben, das unsere Teleskope bei der Arbeit behindert."

Unter dem Balkon der Forschungsstation erstreckt er sich in voller Pracht – der "Sound of Silence". Das Geräusch der Stille ist in dem geschützten Tal greifbar. Das Gekrächze der Krähen wird nur ab und zu von einem Auto unterbrochen, das sich knirschend über die Hauptstraße schiebt. Die staatliche Kommunikationsbehörde FCC hat es 1958 zur "Ruhezone" erklärt. Und genauso entspannt liegen sie da: die Kirche, die kleine Grundschule, die Tankstelle, der General Store und die weihnachtlich geschmückten Häuser. "Wenn wir hier ,Stille Nacht' singen, wissen wir, wovon wir reden", meint Sandy Smith. Die Rentnerin zog nach Green Bank, um die Seele baumeln zu lassen. "Ich war verdutzt", erinnert sie sich. "Die Menschen blieben stehen, um mit mir zu reden. Sie hatten Zeit und interessierten sich füreinander." Keiner, der SMS tippend in sein Handy versunken sei. Niemand, der im Imbiss an der Tankstelle beim Kaffeetrinken seinem Laptop zuproste.

(dpa)
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