"Lake Effect" Dieses Phänomen sorgt für die Schneemassen in Nordamerika

Offenbach · Die Region um die Niagarafälle versinkt im Schnee und es schneit weiter. Schon acht Menschen sind dem Wetterphänomen erlegen. Für Buffalo wird weiterer Schnee erwartet, zwei Meter könnten sich dann in der Stadt im Nordwesten des Bundesstaates New York türmen.

Schnee und Kälte plagen 2018 New York und den ganzen Norden der US-Ostküste
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Schnee und Kälte plagen den Norden der US-Ostküste

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Foto: dpa, jim colton lil wst

Aber es könnte noch schlimmer kommen: Zum Wochenende soll es deutlich wärmer werden. Schmelzwasser und Regen könnten dann für ein neues Chaos sorgen. Mindestens acht Menschen starben bisher durch den Wintereinbruch.
Hunderte Autos steckten stundenlang im Schnee fest und anfangs war an Räumung nicht zu denken. Helfer versorgten die Fahrer mit Proviant und Decken. Die Passagiere eines Überlandbusses konnten erst nach 34 Stunden aus der Kälte befreit werden, wie der Sender NBC berichtete.

Am Donnerstag waren nach Angaben von Gouverneur Andrew Cuomo, der selbst in die Region geeilt war, alle Autofahrer in Sicherheit. Der Großteil der Autobahnen um Buffalo wurde gesperrt, war aber ohnehin unbefahrbar. In der Stadt New York, 600 Kilometer südöstlich, schien dagegen die Sonne.

Bis zum Abend wurden in Buffalo bis zu 80 Zentimeter Neuschnee erwartet. Damit könnten sich die Schneemassen stellenweise weit über zwei Meter auftürmen, warnten die Meteorologen vom Weather Channel. "Wenn wir Euch sagen: "Bleibt zu Hause", dann bleibt auch wirklich daheim", hatte Cuomo die Menschen in der Region aufgerufen.

"Upstate New York", die nördliche Region des Bundesstaates an der kanadischen Grenze, ist harte und schneereiche Winter gewohnt. Noch vor ein paar Tagen waren es aber milde 15 Grad Celsius - und so warm soll es am Sonntag und Montag auch wieder werden. Weitere Niederschläge sind vorhergesagt, die dann natürlich als Regen niedergehen würden. Helfer befürchten nach dem Schneechaos dann ein Flut- und Schlammchaos.

Der "Lake-Effect"

Bitterkalte Luft aus der Arktis und Feuchtigkeit über den Großen Seen im Norden der USA sind die Zutaten für die rekordverdächtigen Schneefälle in einigen US-Bundesstaaten. Ein starkes Tief sei über Kanada nach Osten gezogen und habe auf seiner Rückseite arktische Luft nach Süden gelenkt. Diese Luft sei sehr rasch von Nord nach Süd bis an den Golf von Mexiko gelangt, sagte Meteorologe Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst (DWD) am Donnerstag.

Hinzu komme der "Lake Effect": Auf dem Weg nach Süden streicht die extrem kalte Luft über die Großen Seen im Norden der USA, deren Wasser noch erheblich wärmer ist, nämlich fünf bis zehn Grad. Feuchtigkeit steigt auf. Sie wird vom Luftstrom mitgenommen und schneit in schmalen Niederschlagsbändern über Land an der Südostseite der Seen ab. "Das Ganze wiederholt sich ständig wie auf einer Schauerstraße", sagte Friedrich.

Besonders ausgeprägt sei ein solches Niederschlagsband Anfang der Woche am Eriesee gewesen, berichtet Friedrichs Kollege Christian Herold. Über Buffalo sei das Niederschlagsband an Land gezogen und habe Unmengen Schnee abgelassen. "In 24 Stunden fielen bis zu 1,5 Meter Schnee. Das ist Rekord für die USA", sagte Herold.

Das schneegebiet sei nur sehr schmal gewesen, einige Kilometer entfernt habe es nur ein paar Zentimeter Niederschlag gegeben. In den nächsten Tagen wird es nach den Erwartungen der Meterologen in den betroffenen Gebieten deutlich wärmer, so dass dann kräftiges Tauwetter einsetzt.

(dpa)
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