Neue Forschungsergebnisse Heftige Klimasprünge in der letzten Eiszeit

Bremerhaven (RPO). Die heftigen Klimaschwankungen im nordatlantischen Raum während der letzten Eiszeit sind einer Studie zufolge ein Phänomen extremer Winter gewesen. Die Sommer waren davon kaum betroffen, wie deutsche und niederländische Wissenschaftler herausfanden. Die Ergebnisse ihres Forschungsprojekts wurden jetzt in der Zeitschrift "Nature Geoscience" veröffentlicht.

 Während der letzten EIszeit gab es deutliche Temperaturschwankungen.

Während der letzten EIszeit gab es deutliche Temperaturschwankungen.

Foto: AP, AP

Danach gab es in der Klimageschichte während und zum Ende der letzten Eiszeit (vor 80.000 bis 10.000 Jahren) abrupte und heftige Klimasprünge zwischen kälteren und wärmeren Phasen, die sich innerhalb von nur wenigen Jahrzehnten vollzogen. Sie waren vor allem in höheren Breiten im nordatlantischen Raum sehr ausgeprägt. Forscher interessieren sich für solche natürlichen Klimawechsel, um das Erdsystem besser verstehen und Rückschlüsse für die heutige und die zukünftige Klimaentwicklung ziehen zu können.

Das deutsch-niederländische Team untersuchte die Auswirkungen der raschen und heftigen Klimasprünge auf die niederen Breiten und rekonstruierte an einem Sedimentkern aus dem Golf von Mexiko die Temperatur der Wasseroberfläche im Sommer für die letzten 300.000 Jahre. Für die letzte Eiszeit zeigt die Temperaturkurve überraschenderweise keine kurzfristigen Schwankungen wie die auf Grönland registrierten massiven Abkühlungen von bis zu 15 Grad Celsius. Allerdings werden diese kurzfristigen Schwankungen von karibischen Klimakurven registriert, die vorrangig das Wintersignal abbilden.

"Die von uns rekonstruierte Kurve der Sommertemperaturen zeigt keine abrupten und heftigen Schwankungen," erklärte Ralf Tiedemann vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft in Bremerhaven. "Mit unserem Ergebnis untermauern wir die Hypothese, dass die abrupten massiven Abkühlungsphasen eher ein Abbild extremer Winter sind."

Salzgehalt im Nordatlantik verringerte sich

Die raschen Klimasprünge während der letzten Eiszeit führen Wissenschaftler mehrheitlich darauf zurück, dass die thermohaline Zirkulation des Ozeans instabil werden kann: Erhöhte Niederschläge, Eisberge und Schmelzwassereinträge im Nordatlantik verringern den Salzgehalt und die Dichte des Oberflächenwassers, dies reduziert die Bildung von Nordatlantischem Tiefenwasser und ein Nachströmen von warmen, oberflächennahen Wassermassen durch den Golfstrom.

Wird dieser deutlich verringert oder setzt als Wärmepumpe aus, kommt es zu massiven Abkühlungen im Nordatlantik und in Nordeuropa. Bei Überschreiten eines Schwellenwertes während der Wintermonate könnte dies zu einer großräumigen Ausdehnung des Meereises führen.

"Wir sehen anhand der Ergebnisse eine Jahreszeitendynamik, die wir uns kaum vorstellen können. Derartige Kontraste zwischen Sommer und Winter sind bei uns in Zukunft allerdings nicht zu erwarten," erklärte Tiedemann. "Vor dem Hintergrund des prognostizierten Klimawandels ist es aber wichtig, dass wir jahreszeitliche Klimaänderungen, ihre Schwankungsbreite und ihre Anfälligkeit verstehen."

An dem Forschungsprojekt waren Wissenschaftler des Alfred-Wegener Instituts, des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften in Kiel sowie der Universität Utrecht beteiligt.

(ap)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort