Serie Klimawandel (1) Was das Wetter vom Klima unterscheidet

Düsseldorf (RP). Ein milder November oder heftige Frühjahrsstürme: Immer öfter stellt sich die Frage, ob die Wetterphänomene Vorboten der globalen Erwärmung sind oder nur natürliche Schwankungen. Doch was genau ist das Klima? Und was heißt Klimaänderung?

Die Klimaziele der EU
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Foto: ASSOCIATED PRESS

In einer Woche beginnt in Kopenhagen die 15. Weltklimakonferenz. Unter Führung der Vereinten Nationen sollen Regierungen der ganzen Welt auf ein neues, verbindliches Regelwerk für den Klimaschutz nach 2012 eingeschworen werden. Bis zum 18. Dezember hat man sich dafür Zeit gelassen.

Was genau ist Klima eigentlich? Was unterscheidet es von der Wettervorhersage?

Die aktuelle Wetterlage ist etwas Kurzfristiges und lässt sich kaum länger als eine Woche vorhersagen. Klima dagegen beschreibt etwas Langfristiges: nämlich die möglichen Wetterzustände an einem Ort — im Laufe eines Jahres. Es sagt etwas darüber aus, was beispielsweise ein typischer Winter für eine Region ist. Aber nicht wie der Winter in diesem Jahr nun tatsächlich sein wird. Es ist in etwa wie beim Roulette: Wetter sagt, ob man gewinnt oder verliert. Klima dagegen fasst alle möglichen Ergebnisse und die Spielregeln zusammen.

Worauf basieren die Klima-Daten?

Die Basis sind Beobachtungen, die über Jahrzehnte gemacht worden sind. Damit werden unter anderem die Mittelwerte für Temperaturen und Regenfälle für einem Monat oder eine Jahreszeit berechnet. Das aktuelle Wetter schwankt im Normalfall um solche Mittelwerte. Ändert sich das Klima aber, weicht das Wetter immer öfter und immer heftiger von diesen Erfahrungswerten ab.

Was spielt beim Klima eine Rolle?

Die Sonne liefert die Energie für das Klimasystem. Danach folgt ein Wechselspiel vieler Faktoren. Es hängt von der Zusammensetzung der Atmosphäre ab — unter anderem wie hoch der Wasserdampf- und Kohlendioxid-Anteil ist. Dazu kommen noch die Meeresströmungen, die Wärme vom Äquator bis in den Nordatlantik transportieren können — und wiederum von den großen Windsystemen angetrieben werden. Auch die Ausdehnung der Vegetation spielt eine Rolle, weil das wiederum den Kohlendioxid-Anteil in der Atmosphäre steuert. Eis und Schnee haben auch einen entscheidenden Anteil: Beides bildet sich, wenn die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen. Die starke Reflexion von Sonnenstrahlen beeinflusst dann wiederum die Temperatur.

Warum wird so sehr über das Kohlendioxid diskutiert?

Die Sonne heizt die Meere und den Erdboden auf. Sie geben diese Energie als Infrarotstrahlung wieder ab. Das Kohlendioxid, abgekürzt CO2, fängt die Infrarotstrahlung auf und wirft sie wieder zurück zur Erde — die sich dadurch aufheizt. Das ist an sich nichts Schlechtes. Ohne diesen Treibhauseffekt würde die Durchschnittstemperatur der Erde bei -18 Grad liegen. Unser Planet wäre dann quasi eine Schneekugel. Doch die Kohlendioxid-Konzentration hat mit dem Beginn der Industrialisierung ab 1750 rapide zugenommen — aufgrund der Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Öl, Kohle und Erdgas. Gleichzeitig ist die Durchschnittstemperatur der Erde gestiegen — um 0,74 Grad.

War die CO2-Konzentration nicht schon mal höher?

In den vergangenen 800 000 Jahren war die CO2-Konzentration noch nie so hoch wie heute. Die Ozeane und Pflanzen nehmen zwar Kohlendioxid wieder auf. Aber nur etwa die Hälfte der derzeit weltweit etwa 30 Milliarden Tonnen CO2, die jährlich ausgestoßen werden.

Was möchte man erreichen?

Bis zum Jahr 2050 müsste der Ausstoß von CO2 weltweit um 80 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden. Damit müsste man jetzt anfangen. Denn selbst wenn sofort gar kein CO2 mehr ausgestoßen wird, würde sich das Klima nicht schlagartig erholen. Pflanzen, Meere und Erdböden brauchen Zeit, um die Menge an Kohlendioxid in der Atmosphäre wieder aufzunehmen.

Spüren wir bereits die ersten Auswirkungen des Klimawandels?

Das lässt sich nicht so einfach sagen, weil Klima sich im Zeitraum von Jahrzehnten abspielt. In den vergangenen Jahren lag die Durchschnittstemperatur im November oft über dem Mittelwert. Das kann eine natürliche Schwankung sein, es kann aber auch den Einstieg in den Klimawandel bedeuten. Die Zahl der Naturkatastrophen, vor allem die der Stürme, hat sich seit den 70ern mehr als verdoppelt, so der Rückversicherer Münchener Rück. Und der Meeresspiegel steigt derzeit um 3,4 Millimeter jährlich.

(RP)
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