Düsseldorf Kreuzallergie: Rote Haut ist ein Warnsignal

Düsseldorf · Heuschnupfenpatienten haben oft Probleme mit Nahrungsmitteln. Dies ist typisch für Kreuzallergien: Proteine ähneln sich auffallend.

Die Tage werden wärmer, und es zeigen sich die ersten Blüten - die meisten der etwa zehn Millionen Heuschnupfenpatienten in Deutschland wissen dann, dass ihre Zeit gekommen ist. Die Nase läuft, die Augen jucken, und mitunter können sogar ernsthafte Atemprobleme auftreten. Doch damit nicht genug. Denn vielen Heuschnupfenpatienten bereiten nicht nur die Pollen von Bäumen, Gräsern oder Wildkräutern Probleme.

Etwa zwei Drittel aller Birkenpollen-Allergiker müssen immer wieder feststellen, dass ihnen auch noch die Freude am Verzehr vieler Nahrungsmittel vermiest wird. Es juckt am Gaumen und kratzt im Rachen, und manchmal spürt man sogar, wie wegen der Schwellung regelrecht die Kehle zugeschnürt wird. "Die Symptome einer Kreuzallergie können lästig sein und erheblich beeinträchtigen", erklärt Jörg Kleine-Tebbe von der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie. In manchen Fällen könnten sich sogar ernsthafte Atem- und Schluckprobleme einstellen. Und erschwerend kommt hinzu, dass sich die Kreuzallergien mit dem Abflauen des Pollenflugs nicht erledigen, sondern monatelang andauern können.

Birkenallergiker reagieren vor allem auf Kern- und Steinobst, aber auch Haselnüsse, Karotten, Sellerie und Soja können zum Problem werden. Der Grund: Der eigentliche Auslöser für ihre Pollenallergie sind sogenannte "Stressproteine", mit denen sich die Bäume gegen Parasiten schützen - und die ähneln in ihrer Struktur den Abwehrproteinen, die sich in vielen Obstsorten, Nüssen und Hülsenfrüchten befinden. "Man nennt diese Eiweiße sogar nach dem wichtigsten Birkenpollen-Allergen", erklärt Kleine-Tebbe, "nämlich Bet v 1, nach dem lateinischen Namen der Warzenbirke - Betula verrucosa". Die Folge dieser strukturellen Ähnlichkeit: Das übereifrige Immunsystem des Allergikers attackiert nicht nur das Bet v 1 der Birkenpollen, sondern auch die verwandten Proteine in den Nahrungsmitteln. Allerdings kann der Betroffene beschwerdefrei Apfelkuchen oder Kirschmarmelade essen, weil die Stressproteine beim Erhitzen zerstört werden. Und auch die Magensäure setzt ihnen so zu, dass der Allergiker darauf hoffen darf, dass mit seinen Beschwerden im Rachenraum praktisch alles gegessen ist und im Magen oder Darm nichts mehr nachkommen wird.

Dieses Glück hat hingegen jemand, der auf Beifuß reagiert, in der Regel nicht. Der Korbblütler schickt im Spätsommer seine Pollen aus, und deren Oberflächenstruktur verwechselt das Immunsystem leicht mit den ähnlich aufgebauten Stresseiweißen von Sellerie, Kräutern und Gewürzen. Das besondere Problem dabei: Allergien auf Beifuß sind zwar relativ selten, doch dafür umso nachhaltiger, und das gilt auch für die entsprechenden Kreuzallergien. Denn ihre Problemproteine lassen sich weder durch Erhitzen noch durch Magensäure sonderlich beeindrucken. "Dadurch kann beispielsweise ein Beifußallergiker auf eine Tütensuppe reagieren, in der Sellerieextrakt verarbeitet wurde", warnt Kleine-Tebbe. "und diese Reaktionen können sich auch auf Atemwege, Haut und Verdauungstrakt ausweiten".

Bei solchen massiven Beschwerden liegt der Gedanke nahe, eine Kreuzallergie mittels einer Immuntherapie zu behandeln, bei der gegen die Pollen desensibilisiert wird. Doch laut Kleine-Tebbe sollte man hier nicht zu optimistisch sein: "Denn die Beschwerden gegenüber den Nahrungsmitteln nehmen dadurch nicht in dem gleichen Maße ab wie die Beschwerden gegenüber den Pollen." Bei Birkenallergikern etwa profitierte wahrscheinlich die Hälfte auch in ihren Kreuzallergien von einer Hyposensibilisierung, doch bei der anderen Hälfte blieben deren Symptome gleich - oder sie verschlimmerten sich sogar noch. "Die Kreuzallergie allein sollte also kein Grund für eine Hyposensibilisierung gegenüber Birkenpollen sein", so der Allergologe.

Bliebe noch die Alternative, generell Obst und Gemüse im Speiseplan zu reduzieren. Doch dies will gut überlegt sein. Denn vegetarische Lebensmittel liefern diverse Wirkstoffe wie etwa Vitamine und Ballaststoffe, die auch vor Allergien schützen. Besser also, man meidet nur das, was wirklich eine allergische Reaktion auslöst, und bevorzugt stattdessen jene Obst- und Gemüsesorten, die in der Regel einem Pollenallergiker keine Probleme bereiten, wie etwa Weintrauben, Zitrusfrüchte und Kohl.

(RP)
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