Berechnungen der Nasa Kürzere Tage auf der Erde durch Chile-Beben

Düsseldorf (RPO). Das Erbeben vor der Küste Chiles Ende Februar war mit einer Magnitude von 8.8 eines der stärksten gemessenen überhaupt. Die Folgen waren nicht nur Verwüstungen und ein ausgelöster Tsunami. Nasa-Wissenschaftler Richard Gross hat jetzt ausgerechnet, dass das Beben auch die Erdachse verschoben und die Tage auf unserem Planeten verkürzt hat.

Starkes Erdbeben in Chile
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Mit Hilfe eines komplexen Computermodels und einigen Kollegen kam Gross zu dem Ergebnis, dass das Chile-Beben vom 27. Februar die Länge der Erdentage um immerhin 1,26 Mikrosekunden verkürzt hat. Eine Mikrosekunde ist eine Millionstel Sekunde.

Das Beben entstand, weil sich gigantische Spannungen zwischen zwei Erdplatten ruckartig gelöst haben. In diesem Fall taucht die Nazca-Platte in Chile unter die Südamerikanische Platte. In dieser Folge sind beispielsweise die Anden entstanden.

Da bei dem Beben riesige Gesteinsmassen der Nazca-Platte unter die Südamerikanische Platte abgetaucht und somit näher in Richtung Erdmittelpunkt geglitten sind, tritt der gleiche Effekt auf, der auch bei einem Eiskunstläufer zu beobachten ist: Dreht dieser eine Pirouette und legt dabei die Arme dicht an den Körper, dreht er sich deutlich schneller.

Weil nach dem Beben nun auch eine größere Masse näher am Erdkern liegt, dreht sich die Erde schneller - und somit werden die Tage kürzer.

Doch das war den Berechnungen zufolge nicht die einzige Auswirkung der Spannungslösung zwischen der Nazca- und der Südamerikanischen Platte auf unseren Heimatplaneten. So soll sich auch die Erdachse verschoben haben, um etwa acht Zentimeter.

Mit dem gleichen Computermodell hat Gross mit seinem Team bei dem 9.1-Beben vor Sumatra im Jahr 2004 eine Verkürzung des Erdentages um 6,8 Mikrosekunden und eine Verschiebung der Erdachse um rund sieben Zentimeter berechnet.

Obwohl das Chile-Beben deutlich schwächer als das Sumatra-Beben gewesen sei, so Gross, sei die Verschiebung der Erdachse dieses Mal größer gewesen. Das habe zum einen daran gelegen, dass das Beben vor Sumatra fast auf der Höhe des Äquators stattgefunden habe, das Chile-Beben aber in den mittleren Breitengraden. Dadurch sei der Effekt größer gewesen. Nach Gross' Einschätzung weist die Verwerfung der Nazca- und Südamerikanischen Platte deutlich steiler ins Erdinnere als die vor Sumatra. Diese Tatsache führe bei einem Beben zu einer stärkeren Verschiebung der Erdachse.

Gross wies darauf hin, dass sich die Ergebnisse noch etwas ändern könnten, wenn die Daten des Chile-Bebens weiter ausgewertet worden seien.

(csr/psh)
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