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Doppelinterview Hans W. Und Hana Geissendörfer "Meine Tochter ist die beste Nachfolgerin"

Langsame Staffelübergabe im Hause Geißendörfer: Tochter Hana tritt in die Fußstapfen ihres Vaters, der die "Lindenstraße" 1985 erfand.

Köln Inzwischen ist die 31-jährige Hana Geissendörfer aktiver an der Produktion der "Lindenstraße" beteiligt als ihr Vater. Den neuen Freiraum nutzt Hans W. Geissendörfer (74), um Kinofilme zu drehen. Sein Ehrgeiz: einmal einen Oscar gewinnen. Ein Treffen in Köln.

Wie gestalten Sie und Ihr Vater die Zusammenarbeit?

Hana GeißendÖrfer Um den kreativen Bereich kümmere ich mich inzwischen fast komplett. Das umfasst alles von der Entwicklung bis zur Abnahme der Folge. Mein Vater ist aber noch da, ich hole häufig seinen Rat ein. Und er kümmert sich um das Finanzielle.

Das heißt, bei den Geschichten mischt er sich nicht mehr ein?

Hana GeißendÖrfer Wenn ihm was nicht gefällt oder wenn er etwas erzählt haben möchte, dann meldet er sich zu Wort. Er ist immer noch der ,Godfather' der ,Lindenstraße'.

War Ihnen klar, dass Sie eines Tages in seine Fußstapfen treten würden?

Hana GeißendÖrfer Klar war mir das nicht. Vor sieben Jahren habe ich mit einem Praktikum im Schnitt begonnen und bin irgendwie hängen geblieben. Eigentlich wollte ich nur mal reinschauen. Dann aber hab ich alle Abteilungen durchlaufen, auch die Regie und die Produktion. Ich bin da reingewachsen. Zwischen meinem Vater und mir findet eine langsame Staffelübergabe statt.

Wird Ihr Vater eines Tages sagen: "Tochter, ich übergebe dir die ,Lindenstraße, komplett"?

Hana GeißendÖrfer Irgendwann wird es so weit sein, aber es gibt noch kein konkretes Datum.

Sie sind genauso alt wie die "Lindenstraße" - haben Sie die Sendung früher auch angeschaut?

Hana GeißendÖrfer Ich bin in London aufgewachsen, meine Mutter ist Engländerin. Und so kannten meine Schwestern und ich die ,Lindenstraße' nur als Job meines Vaters - so als ob er morgens das Haus verlässt, um in einer Bank zu arbeiten. Ab und an hat er ein Castingband eingelegt und uns gefragt, wen wir gut finden. Erst später habe ich eine Beziehung dazu bekommen.

Das Markenzeichen Ihres Vaters ist die Mütze. Gibt es auch etwas, das für Sie typisch ist?

Hana GeißendÖrfer Ich bin der Jeans-und-Boots-Typ. Aber so ein starkes Wiedererkennungsmerkmal wie mein Vater habe ich nicht.

Was schätzen Sie an Ihrem Vater?

Hana GeißendÖrfer Vieles, seinen kämpferischen Geist, sein Durchsetzungsvermögen, an sich zu glauben, wenn andere zweifeln. Seine Ehrlichkeit, Natürlichkeit und Echtheit.

Welche Figuren und Geschichten der "Lindenstraße" liegen Ihnen besonders am Herzen?

Hana GeißendÖrfer Ich habe keine Lieblingsfigur, das ändert sich mit den Geschichten.

Wie und wann soll das Flüchtlingsthema integriert werden?

Hana GeißendÖrfer Der Dreh ist immer zwei bis drei Monate voraus, die Storyboards sogar acht bis zehn Monate. Im Fernsehen wird es darum Anfang nächsten Jahres gehen. Verraten werde ich aber nichts

Die Quoten waren in den letzten Jahren rückläufig. Wie kann man die Sendung verjüngen?

Hana GeißendÖrfer Es ist wichtig, dass frisches, junges Blut nachkommt, aber wir wollen nicht plötzlich nur noch Teenager ansprechen. Die Grundidee, dass es eine generationenübergreifende Serie ist, soll bestehen bleiben. Wichtiger ist, dass wir auch auf den Ebenen, wo sich jüngere Leute aufhalten, repräsentiert sind, denn die Sehgewohnheiten ändern sich. Was Mediatheken-Abrufe angeht und Social Media sind wir schon ganz gut aufgestellt und wollen das noch ausbauen.

Das heißt, Sie machen sich um das Fortbestehen der Serie nicht allzu große Sorgen?

Hana GeißendÖrfer Ich denke, dass wir auch in 30 Jahren noch die "Lindenstraße" anschauen werden. Denn wer hätte schon, als es damals losging, gedacht, dass sie so lange bestehen würde? Natürlich sind die Quoten niedriger als am Anfang - doch dabei muss man berücksichtigen, dass es heute mehr deutsche Serien gibt. Dafür sind wir noch extrem gut dabei. Wir wollen weiter Diskussionen anregen, die Menschen zum Nachdenken über Themen bewegen, die ihnen sonst nicht in den Sinn gekommen wären.

Hans W. Geißendorfer kommt hinzu. Seine Tochter schaut ihn an. "Hast du Hunger?", fragt sie ihn. "Ja, ich hätte gerne eine Weißwurst."

War es Ihr Wunsch, dass Ihre Tochter in Ihre Fußstapfen tritt?

Hans W. GeißendÖrfer Wunsch kann man nicht sagen, sondern Beobachtung. Hana hat sich für Medien interessiert, in Paris die Filmakademie besucht und für den kaufmännischen Teil in Bristol studiert. Ihre jüngere Schwester ist in der Werbung und macht da Filme, und die ältere ist maßgeblich an großen Theaterproduktionen beteiligt. Alle drei haben sich für eine künstlerische Laufbahn entschieden.

Wieso ist es dann Hana geworden?

Hans W. GeißendÖrfer Hana hat sehr gute Kurzfilme gemacht und das Handwerk von der Pike auf gelernt. Als sie als Autorin gearbeitet hat, war ich noch nicht so überzeugt. Aber als sie dann in die Produktion kam, ist der Gedanke gereift, dass es wirklich etwas für sie wäre.

Wie lange werden Sie die "Lindenstraße" noch gemeinsam machen?

Hans W. GeißendÖrfer Ein bisschen hat der liebe Gott da die Hand im Spiel. Wenn ich gesund bin, könnten es noch ein paar Jahre sein. Aber ich habe auch noch einen Ehrgeiz in anderen Bereichen. Nächstes Jahr mache ich einen Heimat-Horrorfilm mit dem Titel "Der Berg". Der Grund, warum ich gerne die Federführung abgebe, hat auch damit zu tun, dass ich in meinem Leben noch einen Oscar gewinnen will. (lacht)

Hans W. Geißendörfer kommt mit der Weißwurst nicht voran. "Soll ich sie dir zuzeln?", fragt Hana. "Nein, aber ein Messer bringen, wäre nicht schlecht - und ne Gabel."

Was macht Ihre Tochter bei der "Lindenstraße" anders als Sie?

Hans W. GeißendÖrfer Auf die Frage sind wir vorbereitet, haben aber nicht so recht eine Antwort. Hana Geissendörfer Ich kümmere mich ums Essen (lacht und schneidet ihrem Vater die Weißwurst klein). Hans W. geissendörfer Was machst du anders, Hana? Hana W. geissendörfer Natürlich wird es anders, weil ich ja eine andere Person bin. Ich bin jünger, aber der Geist der Lindenstraße bleibt derselbe. Vielleicht fahre ich Zug und Fahrrad statt Auto oder trage Lippenstift statt Mütze, aber wir ticken sehr ähnlich. Hans W. geissendörfer Eine bessere Nachfolgerin als meine Tochter hätte ich mir nicht vorstellen können. Hana ist jeden Tag im Studio. Jetzt gibt es einen ständigen Ansprechpartner. Sie kann sehr schnell reagieren, kann positive Sachen sofort aufgreifen und negative abstellen. Ich war von Anfang an immer nur eine Woche da und dann eine Woche weg. Oder auch mal sechs Wochen fort, wenn ich einen eigenen Film gemacht habe.

Wie viel macht die "Lindenstraße" aktuell noch in Ihrem Schaffen aus?

Hans W. geissendörfer Seit Hana da ist, maximal 25 Prozent.

Wie bekommt man es hin, die nachfolgenden Generationen für die Serie zu interessieren?

Hans W. geissendörfer Ich glaube nicht, dass die Zuschauer sterben und dann niemand nachkommt. Sondern es ist ähnlich wie bei unseren Schauspielern: 25 sind seit Beginn gestorben, und fast alle haben einen Nachfolger gefunden. Und genauso sehe ich das beim Zuschauer. Wir machen eine gute Sendung, und dann kommt auch der Nachwuchs.

Wer hatte die Idee zur Live-Sendung?

Hans W. geissendörfer Hana. Hana geissendörfer Viele fragen sich, wie es bei einer solchen Sendung abläuft. Eine Live-Folge ist für uns eine große Herausforderung. Hans W. geissendörfer Wir wollen keine Sicherheitskopie herstellen. Und ich hoffe sehr, dass der WDR da mitmacht. Denn dafür habe ich gute Gründe: Wenn die Darsteller wissen, dass es einen Ersatz gibt, dann wird die Motivation kleiner. Wenn man einen Regenschirm mitnimmt und es dann regnet, interessiert einen der Regen auch nicht mehr. Und überhaupt: Warum soll nur ein Gottschalk überziehen dürfen? (lacht)

LESLIE BROOK FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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