Wuppertal Musical über Priester Adolph Kolping

Wuppertal · Das Leben des Kolping-Werk-Begründers ist in Wuppertal zu erleben.

Wuppertal: Musical über Priester Adolph Kolping
Foto: Spotlight Musical

Adolph Kolping reichte es nicht, nur von der Kanzel zu predigen. Er wollte bei den Menschen sein, mit ihnen den Traum vom sozialen Miteinander leben. Wie aus dem Schuhmachergesellen ein Priester und später der Gründer des "Katholischen Gesellenvereins" wurde, aus dem wiederum das internationale Kolpingwerk entstand, das erzählt nun ein Musical im Wuppertaler Opernhaus. Erstmalig ermöglichten die Wuppertaler Bühnen eine Sommerbespielung während der Spielzeitpause.

Die Idee erscheint zunächst ziemlich abwegig, aus der Biografie Adolph Kolpings (1813-1865) ein Musical zu machen. Doch als angemessene Erinnerung an den Priester, der in diesem Jahr 200 Jahre alt geworden wäre, funktioniert die Reise in die Vergangenheit mit mehr als 20 Darstellern und viel Musik gut. Und letztlich besitzt "Kolpings Traum" alles, was ein Musical braucht: eine Zeit voller Umbrüche, eine Figur am Scheideweg, schmissige Choreografien, dazu eingängige Songs mit Ohrwurmqualitäten und jede Menge Gefühl. Damit geizen auch die Macher von "Spotlight Musical" nicht, so dass während der Vorstellung sicher einige Tränchen vergossen werden.

Regisseur Christoph Jilo, der auch die Texte schrieb, inszeniert den Werdegang Kolpings vom Schuhmacher zum Priester in vielen kurzen Szenen. Dank der Drehbühne und variantenreich eingesetzter Kulissenteile wandelt sich die Szenerie schnell von der Werkstatt zur Kölner Straßenszene zur Laurentiuskirche in Elberfeld, wo Kolping seine vierjährige Kaplanzeit verbrachte. Diese prägte ihn besonders, erlebte er doch in den Arbeitervierteln der damals größten deutschen Industriestadt, wie die industrielle Revolution ihre Kinder verschleißt. Auf der Bühne stöhnen und plockern die Menschen im Rhythmus der Dampfmaschine, einem in blutrotes Licht gehüllten Koloss.

Der alte Kolping (Leon van Leeuwenberg) führt als Erzähler durch sein eigenes Leben. Das Zentrum bilden jedoch der junge Kolping (Maximilian Mann) und sein fiktiver Freund Karl Wagner (Dennis Henschel), der mit seiner Frau Susanne (Sabrina Weckerlin) im Armenviertel von Elberfeld landet. Anhand des erfundenen Freundes lassen sich die etwas weltlicheren Probleme der Zeit aufzeigen. Während sich der erste Akt durchaus psychologisierend auf die Entwicklung Kolpings zum Priester konzentriert, geht es im zweiten Akt etwas holzschnittartig an die gesamtgesellschaftlichen Probleme der Zeit. Der Aufstand der Arbeiter, die Entwicklung von Weber zum Revolutionär, der den skrupellosen Großkapitalisten Karcher (Claus Dam) bekämpft – die Positionen prallen nicht gerade differenziert, jedoch wirkungsvoll aufeinander. Das liegt vor allem an den charismatischen Darstellern mit ihren schönen Singstimmen, die leidenschaftlich in ihren Rollen aufgehen. Am Ende gab es zehn Minuten lang Standing Ovations.

Nur 300 Meter entfernt vom Wuppertaler Opernhaus beleuchtet parallel zu den Musical-Aufführungen eine Ausstellung im Historischen Zentrum, Museum für Frühindustrialisierung, Leben und Werk Adolph Kolpings. Die Ausstellung "Auf, ihr Brüder, reicht die Hand" stellt bis 1. September Kolpings Zeit in Elberfeld ins Zentrum. Sie beschreibt sein Verhältnis zu Johann Gregor Breuer (der auch im Musical eine kleine Rolle spielt), dem Gründer des Elberfelder Gesellenvereins. Auch einige Briefe von Kolping sind in der Ausstellung zu sehen.

Ausstellung und Musical bis 1. September, Tickets: 0661 25008090 oder www.spotlight-musical.de

(RP)
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