München/Berlin Nach Skandal neue Kriterien für Herztransplantionen

München/Berlin · Angesichts des neuen Organspende-Skandals am Deutschen Herzzentrum in Berlin fordern Experten neue Regeln und bessere Kontrollen bei Transplantationen. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz warnte jedoch am Sonntag vor einer vorschnellen und einseitigen Änderung der Kriterien. Im Herzzentrum ging derweil nach Angaben einer Sprecherin der Klinikalltag weiter.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Totschlags gegen die international renommierte Einrichtung. Nach Angaben der Justiz besteht der Verdacht, dass Wartelisten für Herztransplantationen manipuliert wurden. Ermittelt werde, ob Patienten auf der Liste bevorzugt wurden, während andere nach hinten rutschten und damit in Lebensgefahr gerieten, hieß es. Geprüft werde auch, ob Patienten wegen möglicher Manipulationen starben.

Berlins Ärztekammerpräsident Günther Jonitz verlangte neue Kriterien für die Vergabe von Spenderorganen. "Derzeit erhalten vor allem jene Patienten ein neues Organ, die besonders krank sind. In Zukunft sollte die voraussichtliche Lebenserwartung eine größere Rolle spielen", sagte Jonitz dem Magazin "Focus". Mit dieser Forderung lege Jonitz "die Axt an das Transplantationsgesetz", sagte der Vorstand der Patientenschutz-Stiftung, Eugen Brysch, "es kann nicht sein, dass der Starke dem Schwachen bevorzugt wird."

Bislang sind laut Brysch Erfolgsaussicht und Dringlichkeit die beiden zentralen Kriterien des deutschen Transplantationsrechts. "So soll Willkür vermieden werden." Wolle die Bundesärztekammer das Transplantationsgesetz ändern, sei zunächst der Deutsche Bundestag gefordert.

(dpa)
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