Nobelpreis 2015 Drei Parasitenforscher erhalten Medizin-Nobelpreis

Stockholm · Der Medizin-Nobelpreis geht in diesem Jahr an drei Wissenschaftler für die Erforschung von Malaria, Flussblindheit und Elefantiasis. Die eine Hälfte erhält die Chinesin Youyou Tu. Die zweite Hälfte teilen sich der gebürtige Ire William C. Campbell und der Japaner Satoshi Omura.

 Der Nobelpreis für Medizin 2015 geht an eine Malaria-Expertin und zwei Parasitenforscher.

Der Nobelpreis für Medizin 2015 geht an eine Malaria-Expertin und zwei Parasitenforscher.

Foto: afp, bb

Die Chinesin Youyou Tu hat in den 1970er Jahren das Medikament Artemisinin entdeckt, das im Kampf gegen Malaria eingesetzt wird. Im Fall von Youyou Tu geht erstmals ein Nobelpreis der Naturwissenschaften nach China. Die zweite Hälfte des Preises teilen sich der US-Amerikaner William C. Campbell und der Japaner Satoshi Omura. "Von diesen Entdeckungen profitieren 3,5 Milliarden Menschen auf der Welt in mehr als 100 Nationen, darunter die ärmsten Länder der Welt", sagte ein Sprecher des Nobel-Komitees.

Die drei Preisträger hatten unabhängig voneinander herausragende Beiträge zur Bekämpfung von weltweit verbreiteten Krankheiten erbracht. Das Nobelpreis-Komitee entschied sich in diesem Jahr damit wieder für stark anwendungsbezogene Wissenschaft, nachdem in den vergangenen vier Jahren überwiegend Grundlagenforschung ausgezeichnet worden war.

Die 80-jährige Youyou Tu hat als Wissenschaftlerin an der Akademie für traditionelle chinesische Medizin gearbeitet. Nach Schätzungen der WHO infizieren sich jedes Jahr 200 Millionen Menschen mit Malaria. Youyou Tu entdeckte bei der Auswertung von älteren und neueren Berichten zur Bekämpfung von Malaria, dass eine Pflanze mit dem biologischen Namen "Artemisia annua" (einjähriger Beifuß) dabei immer wieder erfolgreich war. Sie begann mit der Untersuchung dieser Pflanze und isolierte dabei die neue Wirkstoffklasse. Artemisinin kann Malaria nicht vollständig bekämpfen, aber immerhin ließ sich damit die Sterblichkeit um 20 Prozent reduzieren, bei Kindern sogar um 30 Prozent. Youyou Tus Entdeckungen hätten Mlillionen Menschen das Leben gerettet, sagte der Sprecher des Nobelkomitees.

Satoshi Omura und William Campbell entdeckten ebenfalls eine neue Klasse an Medikamenten, darunter das Präparat Avermectin, mit dem die durch Würmer übertragende Flussblindheit behandelt werden kann. 300 Millionen Menschen werden jedes Jahr mit dem Arzneimittel behandelt. Dank dieses Medikaments konnte die Flussblindheit in Südamerika fast vollständig ausgerottet werden, in Afrika tritt die Krankheit noch heute auf. Die Würmer gelangen durch den Stich von Mücken in das Blut und die Lymphsystem der Menschen.

Nobelpreis 2015: Diese TV-Charaktere haben die Auszeichnung verdient
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Diese TV-Charaktere haben die Auszeichnung verdient

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Der 80-Jährige Omura der Kitasato Universität arbeitet heute noch in der Forschung. Auch er suchte nach Möglichkeiten aus der Natur um Krankheiten zu bekämpfen. Omura beschäftigte sich mit Bakterien, die im Boden leben und untersuchte deren Fähigkeiten. Bei den Streptomyzeten fand er 50 aussichtsreiche Kandidaten für medizinische Wirkstoffe, die er im Labor kultivierte und nach und nach untersuchte.

Der heute 85-Jährige Campbell von der Drew-University in Madison, New York, übernahm diesen Ansatz und entdeckte seinerseits aussichtsreiche Vertreter dieser Bakterien-Gattung. Die beiden Forscher legten die Grundlage für eine neue Klasse von Medikamenten, die aus Avermectin entwickelt wurden. Sie töten die verschiedenen Würmer ab, die als Parasiten Krankheiten auslösen. Neben der Flussblindheit kann damit auch die Elephantitis behandelt werden. Bei dieser Krankheit schwellen die Gliedmaßen des Betroffenen stark an.

Das Nobelpreis-Komitee verwies darauf, dass alle drei Forscher nur im Interesse der Menschen gearbeitet hätten. Obwohl sie Medikamente entwickelt haben, besitzt keiner von ihnen ein Patent auf den mittlerweile weltweit verwendeten Wirkstoff.

Wir haben überlegt, welche TV-Charaktere den Nobelpreis 2015 verdient hätten. Hier geht es zu unserem "Ranking der anderen Art".

(RP)
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