Von Wachtel bis Strauß Die kleine Eierkunde zu Ostern

Klingelingeling, klingelingeling, hier kommt der Eiermann: Dass die Eier bis an die Haustür gebracht werden, kommt heute kaum noch vor. Der Erkelenzer Eierkaufmann Manfred Lütterforst ist einer der letzten seiner Art in Deutschland.

Von Huhn bis Strauß - das kleine Eierlexikon
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Foto: Radowski

Kaum jemand wisse heutzutage, dass Eierkaufmann ein richtiger Beruf ist, mit dreijähriger kaufmännischer Ausbildung und einjähriger Praxis auf einem Geflügelhof. "Ich bin der einzige, der unter dieser Bezeichnung bei der Industrie- und Handelskammer Aachen eingetragen ist", sagt der 66-Jährige. Lütterforst hat den Beruf vor 52 Jahren erlernt und fährt bis heute mit seinem Wagen auf Märkte. Er liefert Eier für rund 4000 Kunden zwischen Köln und Erkelenz bis an die Haustür.

1000 bis 2000 Eier verkauft Lütterforst am Tag, sein Schwager führt den Geflügelhof, er selbst liefert aus. Seine Frau und er essen pro Woche zwischen 30 und 40 Eier - in allen Formen: gebraten, gekocht, gebacken. "Für mich gehören Eier zu den gesündesten und ursprünglichsten Lebensmitteln überhaupt." Von Diskussionen um Cholesterin hält er wenig. "Ich bin froh, dass die Zeit, in der man versucht hat, Eiern etwas Böses anzudichten, vorbei sind."

Bislang wurde in Deutschland dazu geraten, pro Tag nicht mehr als 300 Milligramm Cholesterin zu sich zu nehmen. Diese Menge steckt etwa in einem großen Ei oder aber in 100 Gramm Butter. Eine Studie von US-Forschern brachte im Februar die Kehrtwende: Sie fanden heraus, dass zwischen dem Cholesterin in Lebensmitteln und dem Cholesterinspiegel im Blut kein direkter Zusammenhang besteht. Das Frühstücksei etwa beeinflusst die Cholesterinwerte des Menschen kaum. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung in Bonn rät zum "maßvollen" Eierkonsum. Eier sind wertvolle Calciumlieferanten.

Das ganz besondere Ei gibt es auf der Farm von Klaus Stöcker in Wermelskirchen. Fast zwei Kilogramm schwer und so groß wie 25 Hühnereier sind die Eier seiner Strauße. 144 Exemplare der afrikanischen Laufvögel leben aktuell auf seiner Farm - die meisten landen irgendwann als Steak auf dem Teller. Doch insgesamt 27 Legehennen sind mit der Produktion der Eier beschäftigt. Diese gelten mit einem Durchmesser von etwa 15 Zentimetern als größte Eier der Welt. In Relation zur Körpergröße der Tiere, die zwei Meter groß und etwa 100 Kilogramm schwer werden können, sind sie jedoch recht klein.

Doch was macht man mit solch einem Riesen-Ei, das mehr als eine Stunde Kochzeit benötigen würde, bis es gar ist? "Am besten macht man daraus ein Omelett oder Rührei", sagt Klaus Stöcker. Er nutzt die Eier aber auch zur Zubereitung von Nudeln oder Sahnelikör. Besonders beliebt ist das Ei bei Allergikern. "Wer keine Hühnereier verträgt, kann auf Straußen- oder Wachteleier zurückgreifen", sagt Stöcker. "Von Letzteren bräuchte man aber eine ganze Menge für eine ordentliche Portion." Das Allergiker-freundliche Produkt hat seinen Preis. Etwa 15,90 Euro kostet ein Kilogramm. Das ausgeblasene Ei gibt es für 15 Euro und ist gerade zu Ostern sehr beliebt - es bietet eben viel Fläche zum Anmalen.

Straußeneier haben aber noch andere erstaunliche Eigenschaften: So halten sie etwa einem Gewicht von 80 Kilogramm stand - ein schlanker Erwachsener kann also gerade noch auf ihm stehen, ohne es zum Platzen zu bringen. Etwa 30 bis 40 Eier legt jede Henne von Klaus Stöcker im Jahr. "Die Eier sind aber nicht alle zum Essen da. Die meisten davon brauchen wir für die Brut. Daher haben wir auch Wartelisten für die Interessenten", erklärt Stöcker.

Bleibt die Frage, wie man ein perfektes Frühstücksei zubereitet. Eierkaufmann Manfred Lütterforst rät zum Kochtopf. Von speziellen Eierkochern oder Hilfsmitteln wie piepsenden oder singenden Plastikeiern, die man mit ins Wasser gibt, hält der Experte wenig. "Für ein schönes, weiches Ei einfach fünf Minuten ins kochenende Wasser geben, ein hart gekochtes Ei benötigt mindestens sechs Minuten." Dabei sollten Faktoren wie die Temperatur des Eies oder die Dicke der Schale miteinbezogen werden. Wenn es nach dem Eierkaufmann geht, ist es "absoluter Quatsch", Eier im Kühlschrank aufzubewahren. "Aus dem Huhn kommen die Eier ja schließlich auch bei rund 36 Grad", sagt der Erkelenzer. Deshalb sei Raumtemperatur optimal. "Dann halten sie sich gut vier Wochen", versichert Lütterforst. Wenn man Eier im Kühlschrank aufbewahrt, bestehe das Risiko, dass sie den Geruch anderer Lebensmittel annehmen.

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Foto: Shutterstock/BlueOrange Studio/shutterstock/BlueOrange Studio

Die Nachfrage nach ungewöhnlichen Eiern steigt. Gerade an Ostern sind auch hellgrüne Eier beliebt, da sie auch unbemalt hübsch aussehen. Sie gibt es jedoch fast nur im Hobbyzucht-Bereich. Es gilt laut Lütterforst die Faustregel: "Farbige Tiere legen farbige Eier." Ansonsten sage die Farbe aber nichts über den Geschmack des Eies oder die Haltung der Tiere aus. "Wenn ich Hühnern viel Carotin, das zum Beispiel in Möhren enthalten ist, zufüttere, könnte ich auch leicht orange- oder rosafarbene Eier bekommen."

(RP)
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