Manila Papst feiert mit sieben Millionen Gläubigen

Manila · Der Abschluss-Gottesdienst seiner Asienreise wurde zum Fest: Papst Franziskus begeisterte in Manila die Massen.

Dieser Mann ist 78 Jahre alt. Das ist nicht gerade das Alter für Rockstars, und doch feiern die Philippiner Papst Franziskus wie eine YouTube-Sensation. Bis zu sieben Millionen Menschen sollen nach Angaben des Vatikan gekommen sein, was ein Weltrekord wäre. "Franziskus, wir lieben Dich!" rufen überwiegend junge Leute im Rizal-Park in Manila, nass von Ausläufern des Tropensturms "Mekkhala". Aber das Fest mit ihrem Idol lassen sie sich nicht verderben.

Im Gegenteil: Sie tanzen in ihren Regenmänteln, wringen die nassen Taschentücher lachend aus. Der Papst lässt sich mitreißen. Immer wieder legt er die Predigten beiseite, um "von Herzen" zu sprechen, wie er sagt. Und das geht bei ihm nur auf Spanisch. "Darf ich bitte spanisch reden?", fragt er verschmitzt, und natürlich rufen alle: "Ja!". Dann redet er rührend von der Tugend des Weinens, weil ein Mädchen in Tränen ausbricht, als sie ihm von ihrem Leid als Straßenkind berichtet.

Papst Benedikt XVI. hat davon gesprochen, wie wichtig ihm die Jugend ist, und auch bei seinem Nachfolger springt der Funke sofort über. Als Kinder ihn bei der Hand fassen und im Wiegeschritt ein Lied vortragen, wippt er kurzerhand mit. Es wirkt, als hätte er für jeden alle Zeit der Welt.

Dass der Papst den gleichen billigen Plastikmantel wie die Wartenden überzieht, kommt an. Dass er am Tag zuvor im Tropensturm in Tacloban mit zerzaustem Haar vor den Gläubigen stand, die Brille nass und der Saum der Kutte vom Pfützenwasser schmutzig, demonstrierte: Ich bin einer von euch.

Vor dem Gottesdienst in Manila traf Franziskus sich mit dem Vater einer jungen Frau, die bei der Messe in Tacloban ums Leben gekommen ist. Die 27-jährige freiwillige Helferin war am Samstag von Gerüstteilen erschlagen worden, die der Tropensturm zum Einsturz gebracht hatte. Die Begegnung mit ihrem Vater dauerte rund 20 Minuten.

In Asien ist der Papst in seinem Element. Sein Pontifikat steht ganz im Zeichen der Bescheidenheit. Als erster der 266 Päpste hat er Franz von Assisi, den Patron der Armen, zum Paten genommen. Er strahlt die Wärme eines tröstenden Gemeindepriesters aus, die auf die Menschen stärker wirkt als alle wohlüberlegten Worte eines päpstlichen Redenschreibers.

In sechs Jahren feiert die philippinische Kirche den 500. Jahrestag der Christianisierung. 1521 schlug ein Eroberer im Namen der spanischen Krone das erste Kreuz auf der Insel Cebu in den Boden. Vier von fünf der 100 Millionen Einwohner sind Katholiken. Anders als in Europa sind die meisten aktive Christen. Die Kirche ist einer der wichtigsten Pfeiler der Gesellschaft.

Bei der Abschlussmesse sind Papst und Gemeinde in Manila in tiefer Andacht vereint. Der Papst braucht keine Mätzchen oder Lacher, um die Gemeinde aus Millionen Menschen bei Laune zu halten.

Humor, Witz, Lockerheit, Andacht - alles zu seiner Zeit, darin sind sich Papst und Philippiner einig. Franziskus warnt und mahnt, es ist ihm ernst, auch das merkt man. Das Problem des Landes seien Gesellschaftsstrukturen, "die Armut, Unwissenheit und Korruption fortbestehen lassen", sagt das katholische Kirchenoberhaupt. Und man möge sich vor der "Verlockung kurzlebiger Vergnügen und oberflächlichen Zeitvertreibs" hüten. Um modern zu sein, beschäftigten sich die Menschen vielfach mit "Schnickschnack" und vergeudeten ihr Geld zum Spielen und Trinken.

Die ausgelassene Stimmung kehrt nach Ende der Messe indes schnell zurück. Es gießt noch immer. Der Papst schlüpft wieder in seinen verknitterten Plastikmantel, die Menge tobt, Franziskus lacht und winkt und posiert gutmütig mit denen, die ein Selfie mit dem Papst schießen wollen.

(dpa)
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