Wuppertal Peter Pabst, Erfinder der Bühnenwelten für Pina Bausch

Wuppertal · Morgen bekommt der Künstler und langjährige Bühnenbildner der Erfinderin des Tanztheaters den Von-der-Heydt-Preis der Stadt Wuppertal.

Seine künstlerische Symbiose mit Pina Bausch währte fast 30 Jahre. Bis zum Tod der Choreografin 2009 schuf Peter Pabst fast jedes Bühnenbild für das Tanztheater Wuppertal und prägte dessen Ästhetik mit: Als "Grenzüberschreiter" ehrt ihn morgen die Stadt Wuppertal mit dem Von-der-Heydt-Preis, der mit 12 500 Euro dotiert ist. Die Laudatio hält Wim Wenders.

Peter Pabst holt die Natur auf die Bühne. Bäume, Rasenflächen, Wasser, Felsen, Riesenkakteen, Salzwüsten oder Nelkenfelder: Mit seinen poetischen Landschaftsarchitekturen machte er die Werke von Pina Bausch unverwechselbar. Manchmal benannte die Choreografin sogar die Stücke nach den Bühnenbildern, wie etwa bei "Nelken", "Wiesenland" oder "Das Stück mit dem Schiff".

Pabst vermischt Fantasie und Realität in seinen Räumen, lässt Fremdes vertraut aussehen und Vertrautes fremd. Er bevorzugt Naturmaterialien, wie er selbst in einem Interview sagte, "weil sie wunderbare Formen im Sinn der Biologie haben. Und sie sind widerspenstig, weil sie erst einmal nicht ins Theater gehören, in so einen Kunstraum. Naturmaterialien passen gut zum Tanztheater, weil sie warm sind und sinnlich. Und Tanztheater ist eine hochsinnliche Veranstaltung". In "Der Fensterputzer" baute er einen beweglichen Berg aus Rosen und Bauhinien, der Wappenblüte Hongkongs, in "Vollmond" fließt ein Fluss um einen Felsen, in "Masurca Fogo" ergießt sich erkaltete Lava in den Raum, in "Ten Chi" ragt eine Walflosse aus dem Boden, und es schneit stundenlang Kirschblüten vom Himmel. Vor allem der Boden spielt beim Tanztheater eine große Rolle, denn seine Beschaffenheit beeinflusst die Bewegungen der Tänzer.

In dem Bildband "Peter für Pina" erinnert sich der heute 70-Jährige in einem langen Gespräch mit Regisseur Wim Wenders an die Entstehung der Bühnenbilder, die immer ein Wagnis waren. Pina Bauschs Stücke wurden erst während der Proben entwickelt, so konnte der Bühnenbildner erst relativ spät anfangen, einen Raum zu entwerfen und mit Materialien zu experimentieren. Mit Pina Bausch teilte er die Detailgenauigkeit. Auch seine Arbeit war mit der Premiere nicht abgeschlossen.

Pabst wechselte seine ästhetischen Ausdrucksmöglichkeiten. In den Stücken der 1990er Jahre dominierten etwa Videoprojektionen, die die Tänzer in fremde Umgebungen integrierten. Unvergessener Moment bleibt dabei eines der wenigen Soli von Pina Bausch in "Danzón", wo die Choreografin vor einer von Peter Pabst gefilmten Szenerie aus exotischen Fischen tanzte.

1978 lernte Peter Pabst die damals höchst umstrittene Künstlerin in Bochum kennen, wo er gerade mit Peter Zadek arbeitete. Seit seinem ersten Bühnenbild für das Stück "1980" blieb Pabst dem Tanztheater treu, arbeitete aber auch für Künstler wie Luc Bondy, Klaus Maria Brandauer, Udo Lindenberg, Robert Carsen und Tankred Dorst.

Mit Ausstellungen ehrten das Museum Bochum und Tony Craggs Skulpturenpark den Bühnenbildner. Losgelöst vom Theater zeigten seine Räume und Entwürfe dort ihre eigene ästhetische Kraft.

(RP)
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