Stimmen Pfarrer aus NRW über das neue Denken von Papst Franziskus
Geistliche aus der Region äußern sich durchweg zustimmend zum ersten Apostolischen Schreiben von Papst Franziskus.
Pater Hans Peters von der „Societas Verbi Divini“ in Goch: „Endlich! Die Themen sind doch längst überfällig in der Kirche! Das kann spannend werden!“
Rolf Steinhäuser, Stadtdechant in Düsseldorf: „Die Äußerungen von Papst Franziskus sind sehr positiv zu sehen. Es ist ein frischer Wind in der Kirche zu spüren. Der Vatikan will weniger Zentralität und setzt mehr auf die lokale Kompetenz in der Kirche. Das gibt mehr Möglichkeiten der Gestaltung. Und es freut viele Christen, dass der Papst an ihren Lebenssituationen interessiert ist und ihrer Einschätzung des Lebens Vertrauen entgegenbringt.“
Peter Stelten, Pfarrer an St. Michael Dormagen-Süd: „Die Gedanken von Papst Franziskus zur Pfarrei als Zentrum ständiger missionarischer Aussendung unterstütze ich sehr. Es kommt darauf an, dass die Kirche als Ort kirchlicher Lebenswelten wahrgenommen wird. Daher sollen auch die Mitglieder des Pfarrgemeinderates zu den Menschen gehen, sich um sie kümmern und der Kirche ein Gesicht geben.“
Michael van Meerbeck, Diakon und Direktor des Caritasverbandes für die Dekanate Dinslaken und Wesel: „Papst Franziskus lenkt aus der Botschaft Jesu unseren Blick auf das Wesentliche - auf den Menschen und insbesondere auf denjenigen in Not und Bedrängnis. Ein Satz des Papstes hat mich besonders beeindruckt. Er schreibt: ,Wer würde es wagen, die Botschaft des Heiligen Franz von Assisi und der Heiligen Teresa von Kalkutta in ein Gotteshaus einzuschließen.? Damit spricht er der Caritas aus dem Herzen.“
Pfarrer Michael Knab von der Kirchengemeinde St. Michael im bergischen Wermelskirchen äußert sich über Papst Franziskus folgendermaßen: „Der Grundeindruck ist absolut positiv. Seine Botschaft und der Ton seines Schreibens kommen bei mir und bei unserem Team gut an. Es wäre jedoch schön gewesen, wenn er einige Punkte - wie zum Beispiel die Ausführungen zur Barmherzigkeit - konkretisiert hätte.“
Pastor Martin Niesmann von der Pfarrgemeinde St. Cyriakus in Weeze (Kreis Kleve): „Ich bin sehr begeistert, und unser Team vom Franziskus-Kindergarten mit rund 100 Kindern ebenso“, sagt der Geistliche. Das Schreiben des Papstes atme den Geist des Heiligen Franziskus: Aufbruchsstimmung, Feuer und Begeisterung. Das sei befreiend und tue richtig gut. „Wir sind eine junge dynamische Kirche“, betont Niesmann. Er plant, gemeinsam mit dem Kindergarten-Team eine Audienz bei Papst Franziskus zu bekommen.
Marc Dominikus Klein, Pastor der katholischne Gemeinden St. Marien und Josef Radevormwald und St. Mariä Himmelfahrt Hückeswagen: „Seine Hauptbotschaft, dem Glauben neue Freude zu geben, finde ich sehr gut. Man merkt jedoch deutlich seine argentinische Herkunft. Dadurch betreffen einige Punkte lateinamerikanische Länder sicher mehr als westeuropäische. Bei uns ist der Beichtstuhl beispielsweise eben keine Folterkammer.“
Pastor Jos Houben aus Grevenbroich: „Papst Franziskus hat uns seine ganz konkrete Vision, mitgeteilt. Ich finde es gut, dass er sagt, wie er sich die Kirche der Zukunft vorstellt.“
Johannes Quadflieg, Pfarrer von St. Benedikt in Grefrath und Regionaldekan der Region Kempen/Viersen: „Zwar habe ich das Schreiben noch nicht in seiner Gänze gelesen, aber einige Passagen daraus schenken mir Mut und Vertrauen. Papst Franziskus hat einmal mehr die Not der Menschen im Blick, die Not der Hungernden nach Lebensmitteln, Kleidung und Obdach, aber auch die Not vieler enttäuschter Gläubigen, die in unserer Kirche die Barmherzigkeit dieses Jesus von Nazareth suchen. Die katholische Kirche darf sich nicht nur von ihrer Lehre und den Vorschriften her verstehen.“
Heinz Peter Teller, Stadtdechant und Monsignore in Leverkusen, der gerade frisch ins Kölner Domkapitel berufen wurde, hat damit begonnen, das neue Lehrschreiben des Papstes „Evangelii Gaudium“ in lateinischer Sprache zu lesen. Was er bis jetzt gelesen und gehört habe, „finde ich gut. Das ist frisch, das lädt viel mehr Leute ein, mit nachzudenken. Das ist nicht nur was für interne Kreise“. Im Herbst war Teller mit Messdienern beim Papst zu Gast. „Da hat er zwischendurch sein Konzept weggelegt und frisch von der Leber erzählt. Das war prima.“
Bernhard Lücking, Stadtdechant in Duisburg: „Das Apostolische Schreiben ,Evangelii gaudium? ist für mich ermutigend, befreiend und herausfordernd. Ermutigend zum Beispiel ist für unsere Seelsorge in Duisburg, was der Papst sehr konkret über die Stadtkultur in ihrer Vielfältigkeit schreibt. Er kennt die Wirklichkeit großer Städte und weiß, welchen Herausforderungen wir uns zu stellen haben. Ein Satz wie ,Schön sind die Städte, die das krankhafte Misstrauen überwinden, die anderen mit ihrer Verschiedenheit eingliedern und aus dieser Integration einen Entwicklungsfaktor machen? trifft genau unser Bemühen vor Ort.“
Bernhard Hoppe, Pfarrgemeinderatsvorsitzender der Remscheider Pfarreien Lennep und Lüttringhausen, glaubt, unter Papst Franziskus könnten große Hierarchie-Unterschiede aufgeweicht werden. Es gebe einige Bereiche, in denen der Papst den Hebel ansetzen werde - wie die Stärkung der Rolle der Frau in der Kirche und der Ökumene.Hoppe erwartet vom Papst eine behutsame Reform, bei der Güte, Barmherzigkeit, ein Aufeinanderzugehen und Kommunikation auf Augenhöhe eine große Rolle spielen.
Monsignore Jochen Koenig, Stadtdechant in Neuss: „Ich finde äußerst positiv, dass der Papst nicht doktrinär formuliert und die Kompetenzen der Bischofskonferenz betont. Den Zentralismus, der die Kirche jahrhundertelang prägte, will er auflösen. Das tut uns gut. Lange wurde nach der Regel verfahren: Rom hat gesprochen, keine Diskussion mehr. Das ist mit Franziskus nicht zu machen. Ich habe aber - das gebe ich zu - Angst, dass er sich durch seine Offenheit keine Freunde schafft und eines Tages etwas passiert.“