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Düsseldorf Physik zum Mitmachen

Düsseldorf · Grauer Zottelbart, abgetragenes Hemd und komplizierte Formeln? Das war der Physiker von vorgestern. Der Physiker von heute hat definierte Muskeln, trägt Kurzhaarschnitt und macht mit einfachen Worten Lust auf Wissenschaft.

Wer auf dem Youtube-Kanal "Phil's Physics" landet, findet dort Videos mit einem lässigen jungen Mann. In Jeans und Turnschuhen geht Philip Häusser zum Beispiel der Frage nach, wie sicher Smartphone-Akkus sind. Das macht er, in dem er mit einem Vorschlaghammer auf sie einschlägt. So testet er auf spektakuläre Art, ob sie explodieren. Wenn Häusser Physik erklärt, fallen auch mal Worte wie "Bullshit". Der 28-Jährige nutzt seine Lockerheit als Stilmittel und kommt damit an. Fast 7000 Abonnenten hat er auf seinem Channel. Aber wer ist dieser Mann, der aus Lupe und Smartphone einen Beamer bastelt?

Philip Häusser hat einen Master in Physik, schreibt an seiner Doktorarbeit in Informatik, macht gerade ein Praktikum bei Google und bricht mit seinem Auftreten alle Klischees, die wir von Wissenschaftlern haben. Er ist ein Ranga Yogeshwar der Zukunft. Schon als Schüler brannte er für die Wissenschaft. "Wenn ich krank war, habe ich mich manchmal trotzdem in die Physik-Doppelstunde geschleppt", erzählt Häusser. "Es war unfassbar toll und ich wollte nichts verpassen." Auch nach der Schule ließ ihn die Leidenschaft nicht los. Die Nachtschichten in seinem Zivildienst nutzte der junge Mann, um sich Vorlesungsreihen für experimentelle Physik anzuschauen. "Spätestens da war mir klar, dass ich das auch studieren will", erinnert sich Häusser.

Parallel zum Physik-Studium arbeitete er als Moderator bei der SWR-Jugendwelle "DasDing", machte Praktika bei "Quarks & Co." und "Stern TV" und wurde Drehbuchautor bei "Planet Wissen". In seiner ersten eigenen Sendung "Braintuning" konnte Philip Häusser seine Talente vor der Kamera vereinen: Komplizierte Themen knackig an ein junges Publikum bringen. "Die Herausforderung ist, das Level zu finden, das man einem interessierten Fußgänger zutrauen kann", sagt Häusser.

Gemeinsam mit seinem Produzenten Jacob Beautemps, einem 23-jährigen Physik-Studenten, startete Häusser schließlich den Youtube-Kanal "Phil's Physics". "Ich will immer alles bis in letzte Detail erklären und Jacob ist derjenige, der mich bremst", sagt Häusser. Jedes Video entsteht im Zusammenspiel der beiden Physik-Nerds. In jedem Video steht ein neues Experiment im Fokus. "Ob das jetzt die Mückenfalle ist oder der Smartphone-Beamer - es gibt immer eine Aufgabe. Und um die zu lösen, muss man ein bis zwei physikalische Dinge verstanden haben", sagt Häusser.

Zeitgleich zum Youtube-Kanal veröffentlichte er das gleichnamige Buch "Phil's Physics". Alle darin beschriebenen Experimente finden sich auch als Videos. Die Ideen zu den Versuchen kamen ihm im Studium, aber auch durch Serien wie "The Big Bang Theory". "Das sind Themen, auf die ich selber einfach extrem Bock habe", sagt Philip. Das Buch soll Jung und Alt ansprechen. "Ich habe einen Tag an einer Montessori-Schule verbracht und mit 30 Kindern alle Experimente des Buches ausprobiert", berichtet Philip Häusser. Die Kids hatten Spaß und der Autor ein breites Grinsen auf den Lippen. Philip Häussers Mission im Zeichen der Wissenschaft hat gerade erst begonnen.

(RP)
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