Niederrhein Pilze – worauf Sammler achten sollten

Niederrhein · Jetzt beginnt auch am Niederrhein wieder die Saison des Pilze-Sammelns. Dabei ist Vorsicht geboten und der Rat von Experten. Aber: Die meisten Pilz-Vergiftungen sind Lebensmittelvergiftungen und Folge einer falschen Lagerung.

Ihren Lebensmittelpunkt haben sie eigentlich unter der Erde, doch für ihre Fortpflanzung treiben sie dicke und fleischige Fruchtkörper aus dem Boden. Und diese sind so proteinreich und nahrhaft, dass auch für den Menschen interessant werden: Speisepilze gelten schon seit Jahrtausenden als Delikatesse, und ihr Einsammeln im Herbst gehört zu den Traditionen, die sich bis heute großer Beliebtheit erfreuen.

Doch beim anschließenden Verzehr kommt es immer wieder zu schwerwiegenden Vergiftungen. Jährlich werden bis zu 2000 Pilzvergiftungen gemeldet. Die tatsächliche Quote ist aber wohl höher, insofern nicht alle Fälle den Giftinformationszentren mitgeteilt werden. Oft sind freilich gar nicht die Waldfrüchte selbst, sondern das Fehlverhalten der Sammler die eigentliche Ursache des Problems. "Die meisten Pilzvergiftungen sind in Wahrheit Lebensmittelvergiftungen, weil die Pilze durch falsche Lagerung verdorben waren", betont Edgar Riehle von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM).

Ein typischer Fehler ist beispielsweise, die Fruchtkörper nach dem Pflücken in einer Plastiktüte zu transportieren. Dabei kommen sie ins Schwitzen, ihr Eiweiß zersetzt sich – und das ist ein idealer Nährboden für gefährliche Bakterien. Der ideale Transportbehälter für Pilze sei daher, so Riehle, ein luftdurchlässiger Flecht- oder Spankorb. Die Transportproblematik ist nur einer von diversen Faktoren, die es beim Pilzsammeln zu berücksichtigen gilt. Zum einen dürfen Pilze nicht in unbegrenzter Menge gesammelt werden. Zum anderen pflücken viele Sammler die Pilze nicht in deren optimalem Zustand. Oft wandern auch sehr junge, gerade mal fingernagelkleine Mini-Pilze in den Korb, die noch keine endgültige Form und Farbe haben und mit giftigen Exemplaren verwechselt werden. Pilzexperten raten, nur reife Fruchtkörper einzusammeln. Man erkennt sie an den dunklen Lamellen im Hut, dessen Rand sich zudem sanft nach außen biegen sollte – sofern er nach oben zeigt, ist der Pilz bereits ungenießbar.

Am häufigsten – nämlich 20 bis 30 Mal pro Jahr – sterben hierzulande die Menschen am Verzehr selbst gesammelter Knollenblätterpilze. Der Grund: Sie werden leicht mit Champignons verwechselt. Die durch sie hervorgerufenen Vergiftungssymptome – Übelkeit, Durchfall und Erbrechen – zeigen sich erst vier bis sechs Stunden nach dem Verzehr, wenn die Leber bereits irreparabel geschädigt ist. Unerfahrene Pilzsammler sollten daher ihre Funde vor dem Verzehr von einem Kennerüberprüfen lassen. Eine Expertenliste findet man auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Mykologie unter www.dgfm-ev.de

Um das Pilzgeflecht im Boden zu schonen, sollte man den Fruchtkörper nicht einfach aus dem Boden reißen, sondern ihn, wie DGfM-Pilzexperte Helmut Grünert rät, "vorsichtig herausdrehen oder tief abschneiden". Einige Pilzsammler behaupten zwar, dass beim Abschneiden das Pilzmyzel im Boden stärker verletzt wird als beim Herausdrehen, doch eine Schweizer Studie konnte unlängst für keine der beiden Erntemethoden einen signifikanten Nachteil ermitteln. Als größter Pilzkiller stellte sich vielmehr die in der Agrarwirtschaft übliche Stickstoffdüngung heraus.

Wer beim Sammeln dem Myzel wirklich etwas Gutes tun will, bedeckt die abgeernteten Stellen wieder mit Laub oder Erde – dies schützt vor dem Austrocknen. Die ertragreichsten Fundorte bleiben unter Pilzsammlern meistens ein gut gehütetes Geheimnis, aber wer nach bestimmten Pilzsorten sucht, sollte sich von vornherein auf bestimmte Waldgebiete fokussieren. So wachsen Steinpilze vor allem in Mischwäldern, Pfifferlinge meistens unter Fichten und Champignons und Spargelpilze besonders auf Wiesen. Generell gilt: Pilze mögen Feuchtigkeit und Wärme. Wenn es also einige Tage geregnet hat, stehen die Chancen für Sammler besonders gut. In feuchten, bemoosten Mulden und Hängen wachsen sie eher als auf trockenem Waldboden. Und: Wer einmal fündig geworden ist, sollte sich diese Stelle fürs nächste Jahr merken. Denn dort wird man auch im nächsten Jahre wieder eine satte Ernte haben.

(RP)
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