Köln Rainer Maria Kardinal Woelki: "Hier bin ich"

Köln · Vor 5000 Gästen wurde der 58-Jährige jetzt im Dom in das Amt des neuen und 95. Erzbischofs von Köln eingeführt.

Als der neue Erzbischof jetzt zum dritten Mal die Worte des Jesaja im Kölner Dom sprach, schien eine Berufung und Sendung ans Ziel gelangt zu sein: "Hier bin ich", hatte der junge Rainer Maria Woelki vor gut 29 Jahren im Dom gesagt. Das war am Tag seiner Priesterweihe. Er hat seine Worte vor elfeinhalb Jahren an gleicher Stelle wiederholt. Das war am Tag seiner Bischofsweihe. An diesem Wochenende sprach Woelki erneut die Worte des Propheten - also am Tag seiner feierlichen Einführung zum 95. Erzbischof von Köln, einem der ältesten und einflussreichsten Bistümer.

So geheim, langatmig und aufwendig das Verfahren der Bischofswahl gewesen ist, so unprätentiös wurde der eigentliche Akt zelebriert: Nachdem Dompropst Norbert Feldhoff die päpstliche Ernennungsurkunde in ihrem so herrlich altertümlichen Ton verlesen hatte ("die Spuren und Ursprünge der Stellung Kölns findet man in alten Schriften, welche uns die Berühmtheit dieser Stellung vor Augen führen") nahm Woelki seinen Bischofsstuhl in Besitz, indem er einfach darauf Platz nahm. Anschaulicher für alle Welt, für die 5000 Besucher im Dom und die rund 30 Erzbischöfe und Kardinäle geht es nicht. Es war kurz vor elf Uhr, als das Bistum auf diese Weise seinen neuen Erzbischof erkennen und feiern durfte.

Volksnah ging es zu, mit dem Fest auf dem Roncalliplatz oder der Gabenprozession, bei der dem neuen Erzbischof Typisches aus den Regionen des Bistums überreicht wurde. Aus der Landeshauptstadt Senf und eine CD der Toten Hosen - die Woelki übrigens schätzt und auf langen Autofahrten zum Wachbleiben nutzt; aus Leverkusen eine Packung Aspirin; aus Köln einen Hennes samt Kölschfässchen. Neben den Toten Hosen wurde Düsseldorf ein zweites Mal musikalisch bedeutsam: Der Düsseldorfer Kirchenmusiker Klaus Wallrath hatte ein Werk für vier Chöre komponiert und darin Woelkis Wahlspruch, "Nos sumus testes" (Wir sind Zeugen) aufgegriffen.

Fast drei Stunden wurde im Dom gefeiert, in denen die Menschen Zeugen davon wurden, wie tief das Amt in die Vergangenheit reicht. So ergriff Woelki auch den Petrusstab, der seit über 1000 Jahren in Köln aufbewahrt wird. Der Legende nach soll der Heilige Maternus - Köln erster Bischof - auf einer Pilgerreise gestorben und mit Hilfe dieses Stabes zum Leben erweckt worden sein. Ein heiliges Holz, um das sich Trier und Köln stritten. Man fand eine rheinische Lösung: Erzbischof Warin überließ seinem Amtsbruder im Jahr 980 den unteren Teil des Stabes.

Eher in die Zukunft schaute die stellvertretende Ministerpräsidenten Sylvia Löhrmann, die in ihrem Grußwort den Reformbedarf in der Kirche und kritische Punkte ansprach - wie die Rolle der Frau und die Anerkennung alternativer Partnerschaftsformen. Der aus Rom angereiste Gerhard Ludwig Kardinal Müller, oberster Glaubenshüter im Vatikan, wird dies als Stimmungsbild mit nach Rom genommen haben, wo vor der mit Spannung erwarteten Bischofssynode um liberale Positionen gerungen wird.

Am Rande wurde aber noch ein Amt vergeben. So machte Woelki den bisherigen Generalvikar, Stefan Heße, auch zum neuen.

(RP)
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