Gefahr in den Alpen Regen kann ein Erdbeben auslösen

London (RPO). Richtig starke Regengüsse sind gefährlich: Sie können sogar Erdstöße auslösen, beobachteten Forscher in den Alpen. In manchen Bergen gibt es sogar tausende kleine Erdbeben im Jahr.

 Starker Regen macht nicht nur nass, sondern ist auch gefährlich.

Starker Regen macht nicht nur nass, sondern ist auch gefährlich.

Foto: ddp, ddp

Nach Tagen starken Regens konnten Sebastian Hainzl von der Universität Potsdam und seine Kollegen deutlich mehr seismische Bewegungen feststellen als in trockeneren Wetterperioden. Ihrer Ansicht nach ist der steigende Wasserdruck in den Poren des Gesteins durch das einsickernde Wasser für die Erschütterungen nach Regenfällen verantwortlich. Über diese Zusammenhänge berichtet der Online-Dienst der Fachzeitschrift "Nature" am 20. Oktober (DOI: 10.1038/news061016-15).

Die Forscher beobachteten die seismischen Aktivitäten unter dem Hochstaufen, einem 1775 Meter hohen Berg in den Alpen. Hier finden über tausend kleine Erdbeben im Jahr statt, die sich in den Sommermonaten konzentrieren, wenn sich auch die Regenfälle häufen. So könne sich die Anzahl der seismischen Aktivitäten von einer oder zwei pro Tag auf 40 erhöhen, sagen die Forscher.

Um die Beziehung zwischen Regenwasser und Beben zu bestätigen, berechneten sie, wie sich der Wasserdruck in den Gesteinsporen nach Regenfällen verändert und kalkulierten auf Basis dessen die Erdbebenhäufigkeit. Ihre Prognosen über Anzahl und Schwere der tagtäglichen Beben stimmten mit den tatsächlich beobachteten gut überein, zeigte ein anschließender Vergleich.

In Gegenden, wo die Erdkruste schon kurz vor einem Bruch steht, könnte Regen auch stärkere und gefährlichere Erdbeben auslösen, meinen die Forscher. Geologen vermuten schon länger einen Zusammenhang zwischen ansteigendem Wasserdruck in den Gesteinsporen und Erdbeben. Jedoch gingen sie bislang davon aus, dass die auslösenden Wassermassen weitaus größer sein müssen als die von Regenfällen.

Andere Theorien gehen davon aus, dass das Gewicht des Wassers und nicht der Wasserdruck im Gestein eine Schlüsselrolle bei Erdstößen spielt. Beispiele hierfür seien schmelzende Gletscher sowie riesige Wasserreservoirs wie das am Koyna-Damm in Indien. 1967 seien hier 200 Menschen bei einem Erdbeben der Stärke sieben auf der Richterskala umgekommen. Aber auch in diesem Fall könnten Wissenschaftler das Einsickern des Wassers in das Gestein als Ursache des Bebens nicht ausschließen, schreibt "Nature".

(afp)
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