Forscher finden Verwandte auf Galápagos-Inseln Schildkröte "Lonesome George" war gar nicht einsam

Quito · Die als Lonesome George bekannt gewordene Riesenschildkröte, die im Juni im Alter von mehr als hundert Jahren auf den Galápagos-Inseln starb, war offenbar nicht so einsam wie vermutet.

Riesenschildkröte "Lonesome George" ist tot
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Es gebe mindestens 17 Schildkröten auf den zu Ecuador gehörenden Inseln, die ähnliche genetische Merkmale wie George aufweisen, erklärte der Galápagos-Nationalpark am Mittwoch. Es bestehe nun die Chance einer Reproduktion.

Der Nationalpark erklärte, der Tod von Lonesome George am 24. Juni bedeute "nicht das Ende der Art Chelonoidis abingdoni", wie die Pinta-Galapágos-Riesenschildkröte mit wissenschaftlichem Namen heißt. Das berühmte Reptil wurde 1972 auf der Insel Pinta entdeckt, damals hatte seine Art bereits als ausgestorben gegolten. Seitdem schlugen alle Versuche fehl, Lonesome George mit weiblichen Riesenschildkröten der ihm genetisch am nächsten stehenden Unterart zu paaren.

Zwischen Biologen ist umstritten, ob die verschiedenen Populationen der Galápagos-Riesenschildkröten unterschiedlichen Arten angehören oder aber Unterarten derselben Art sind beziehungsweise waren.

Wie der Nationalpark nun mitteilte, entdeckten Forscher der US-Universität Yale bei der Untersuchung hunderter DNA-Proben 17 Schildkröten mit Genen, die auch bei der Pinta-Riesenschildkröte auftreten. Die Forscher untersuchten mehr als 1600 DNA-Proben, die im Jahr 2008 von Schildkröten auf dem Wolf-Vulkan auf der Insel Isabella entnommen wurden, und verglichen sie mit Georges DNA.

Bei den dabei entdeckten Verwandten handelte es sich den Angaben zufolge um neun Weibchen, drei Männchen sowie fünf Junge, deren Geschlecht noch nicht identifiziert wurde. Dies bedeute, dass es weitere Hybride auf dem Wolf-Vulkan geben könne, "und sogar Exemplare auf Pinta, die rein sind", erklärte der Galápagos-Nationalpark.

Die Nationalparkbehörde zeigte sich optimistisch, nun doch noch Artgenossen von Lonesome George züchten zu können: "Diese Entdeckung bedeutet einen ersten Schritt hin zur Rettung der Art Chelonoidis abingdoni durch ein Programm zur Reproduktion und isolierten Aufzucht", hieß es in der Erklärung. Der Yale-Studie zufolge könnten die auf Isabella gefundenen Riesenschildkröten im 18. Jahrhundert von Seeleuten eingeführt worden sein, die sie über Bord warfen, weil sie sie nicht mehr als Nahrung brauchten.

Population stark dezimiert

Auf den Galápagos-Inseln lebten einst 300.000 Riesenschildkröten. Die Population wurde jedoch im 18. und 19. Jahrhundert stark dezimiert, als Walfänger und Seeräuber natürliche Feinde der Schildkröten einführten und weil sie die Schildkröten zum Verzehr auf ihre Schiffe holten. Heute existieren noch zwischen 30.000 und 40.000 Schildkröten von zehn verschiedenen Arten auf den Galápagos-Inseln.

Die Umweltschutzorganisation WWF dämpfte allerdings die Erwartungen an eine Reproduktion der Pinta-Galápagos-Riesenschildkröte: "Nach derzeitigem Kenntnisstand war Lonesome George leider weiterhin der letzte Vertreter dieser Unterart", sagte Volker Homes, der Leiter der Abteilung Artenschutz beim WWF Deutschland. Nach derzeitigem Stand der Wissenschaft sei es nicht möglich, aus den entdeckten Genen "eine neue Generation zu züchten oder gar zu klonen".

Die Galápagos-Inseln liegen etwa tausend Kilometer vor der Küste von Ecuador. Ein Besuch der Inseln und ihrer einzigartigen Tierwelt im Jahr 1835 inspirierten den britischen Wissenschaftler Charles Darwin zu seiner Evolutionstheorie. Seit 1978 gehören sie dem UNESCO-Welterbe an.

(AFP)
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